Man lasse sich nicht blenden von
Worten, die vom Licht sprechen. Sie bleiben Klang und Versprechen,
ein Pflaster für die Seele. Wer das möchte, in Ordnung. Hier aber
spricht es radikal.
Hier ist Destruktion. Hier gibt es
keine heligen Kühe. Das sind Ideen, Märchen, das ist heiliger Mist.
Diese alles ist Verwirrung des
Verstandes. Es sind Strohhalme, nach denen die sehnsuchtsvolle Seele
greift. Ein Strohhalm bietet aber keine Sicherheit vor dem Ertrinken.
Das ist einfach so.
Strohhalme überall, Strohalm ist auch
der spirituelle Lehrer, der einem sagen soll, was man tun soll, damit
man erleuchtet wird. Das aber ist alles außen, das ist nicht die
richtige Richtung. Das führt tiefer in die Suche, tiefer ins
Labyrinth. Falsch ist daran nichts, denn man muss sich erst genug
verlaufen, bis man reif ist.
Nun soll hier nicht gesagt werden, dass
es keine wahren Worte gibt, oder dass es keine wahren Meister gibt.
Im Gegenteil; nur soll hier der Blick geschärft werden, für das,
was wahr scheint, und für das, was wahr ist.
Wir wollen, dass die Welt so ist, wie
unsere Vorstellungen. Ist sie aber nicht. Wir werden nicht erlöst,
weil wir ein Leben führen, dass wir für spirituell halten. Das ist
Unsinn. Das ist eine Kinderei, mehr nicht.
Also muss Wahrheit mehr sein als ein
Strohhalm. Das ist sie auch. Nach einem Strohhalm können wir
greifen, somit bleibt uns die Illusion, dass wir etwas tun könnten.
Nach der Wahrheit können wir nicht greifen. Jedes Greifen ist ein
Griff daneben, jedes Wollen, Festhalten, Hoffen. Was bleibt, wenn wir
nicht mehr greifen? Wir sind so und so im Wasser, im Strom des
Lebens. Was, wenn wir nicht mehr ums Überleben kämpfen?
Aber wir hoffen auf eine Erlösung, auf
eine Lehre, auf den Meister, der genau sagt, was wir tun sollen, der
uns dann erleuchtet. Was aber, wenn die Hoffnung weggeht? Wir werden
depressiv. Wir sehen keine Strohhalme mehr. Ich habe keinen Strohhalm
mehr. Vielleicht ist ja da doch noch einer, aber der ist ziemlich
klein, der wird mich nicht übers Wasser tragen. Aber wie gesagt,
Sicherheit kann kein Strohhalm der Welt bieten. Frieden ist nur in
der Wahrheit. Wahrheit, Stille, Absolutes ist bereits in uns. Das
sind wir.
Es ist der Verstand, der sucht, sich
aufbauen will. Aufbauen ist das Spiel der Welt. Hier aber geht es ja
ums Abbauen von Illusionen.
So ist es auch eine Illusion, dass das,
was ich jetzt zu sein scheine, diese Person, nicht richtig ist, nicht
erleuchtet genug, nicht kompetent genug. Wir versuchen, wenn wir
durch die Brille dieser Illusion sehen, uns ständig zu reparieren.
Das aber heißt auch, dass wie uns nicht so nehmen können, wie wir
sind.
So suchen wir dann einen Guru, der
scheinbar mehr ist, der schon repariert ist, und der uns dann erlösen
kann, auch reparieren kann, und ganz machen kann. So aber bist du
immer in diesem Spiel, in dieser Illusion, der Illusion über die
eigene Unvollkommenheit, und der Illusion der Guru sei ein höheres
Wesen, das über dir stünde.
Das ist falsch. Du musst nicht ständig
repariert werden, weil du gerade so bist, wie du sein sollst. Du bist
gerade der Ausdruck des Lebens, wie es sich eben gerade jetzt
ausdrückt. Das Gift gemeinläufiger Spiritualität aber sagt uns,
dass wir so oder so zu leben haben, dass wir loslassen sollen, dass
wir liebevoll sein sollen. Wehe aber wir können das nicht, dann
sehen wir uns wieder als falsch, als reparaturbedürftig, als nicht
spirituell genug. Die Wahrheit aber ist einfach, sie sagt, du bist in
diesem Moment genau so richtig, wie du bist. Wenn du dicht nicht gut
fühlst, ist das vollkommen in Ordnung, daran ist nichts Falsches.
Das ist genau das, was sich im Moment ausdrücken will und muss.
Darum weiche man diesem Moment nicht aus, denn er ist nicht falsch,
er ist das, was wieso schon ist. Jeder Moment ist genau diese
Erleuchtung, nach der du dich immer sehntest. Man nehme also die
Momente so, wie sie sind, denn andere gibt es nicht. Andere Momente
gibt es nur im Verstand, gedachte Momente in einer imaginären
Zukunft, die nie kommt.
Und der Meister, der wahre Meister,
steht nicht über dir. Er verteilt keine Erleuchtungen. Er ist kein
Strohhalm. Es gibt keine Differenz zwischen ihm und dir. Und das
Wasser, in dem du Angst hast zu versinken, das ist auch nicht
getrennt. Es fällt vielleicht die Idee weg, dass man einen Strohhalm
braucht, um sich daran festzuhalten. Die Wahrheit und der wahre
Meister sind immer auch in dir. Deswegen kann man den wahren Meister
erkennen, den n er ist im Gleichklang mit dem Meister in dir. Ebenso
ist die Wahrheit im Gleichklang.
Es ist grenzenloses Sein, was unser
Wesen ist. Der Schleier davor mag das Erkennen dessen aufschieben.
Letztlich, selbst wenn der Schleier riesig erscheint, ist er doch nur
ein kleines Tuch vor der Ewigkeit. Darum wisse, dass der Schleier
nicht wahr ist, sondern nur der Tanz der Gedanken. Glaube dem nicht.
Lass alle Strohhalme los und verzichte auf die scheinbare Sicherheit,
denn auch dieses ist Illusion. Das Leben ist in jedem Moment
vollkommen unsicher, neu.