Freitag, 22. November 2013

Durch Himmel und Hölle

So gerne würde man springen, die Hölle verlassen und in den Himmel springen. Das ist ein Traum.
Niemand kann springen. Hölle ist Hölle, Himmel ist Himmel. Mit der Wahrheit hat das nichts zu tun. Sie bleibt unberührt vom Feuer, von der Seligkeit. Ist da Höllenfeuer, dann ist da Höllenfeuer.
Aber die Hölle ist leer. Da ist niemand drin. Das bedeutet nicht, dass das Feuer nicht erfahren wird. Nur eben: Das Feuer erfährt niemand. Da ist Erfahrung, Unbehaglichkeit, Groll – was immer, aber das Wesentliche ist nicht berührt davon. Gleichsam ist es vollkommen berührt. Das ist das Mysterium. Es geht ins Feuer und brennt nicht, es fliegt durch den Himmel und hat sich doch nie von der Erde gelöst.

Das Wesen ist wie das Meer, seine Wellen können hoch aufsteigen, aber die fallen wieder zurück. Es hat keine Grenze und zieht doch jede Grenze.
In dem Moment, wo es so aussieht, als sei hier jemand, der in der Hölle schmort oder durch den Himmel fliegt, entsteht eine komplexe Illusion. Die Hölle scheint nicht mehr leer. Die Welle träumt, sie würde eine getrennte Existenz haben.

Darum kann niemand Erwachen, weil da niemand ist, der erwachen könnte. Was ist das für eine fatale Illusion, zu meinen, man wäre erwacht! Auch zu meinen, man wäre nicht erwacht, ist irgendwie genauso Gaga. Wer soll bitte erwacht oder unerwacht sein!

Es ist das, was es aus sich selbst ist. Man kann allerdings das das Erwachen nennen, was die Illusion abfallen lässt. Das heißt, dass selbst, wenn die Illusion auftauchen sollte, niemand da ist, der danach greift. Ihre Wurzel ist durchschnitten. Sie hat keine Kraft mehr, auf Dauer zu bestehen. Sie fällt dahin zurück, woher sie kam.

Das aber, das ist kein Zustand, der zu erstreben wäre. Es ist das, was man schon ist. Man ist alles, was die Illusion nicht ist. Der Traum mag spinnen, was er will – es ist nicht wahr. Da mag ein Ego herumtanzen wie verrückt, aber es ist nur eine Kasperpuppe. Und es ist sinnlos diese Puppe zu verehren oder zu bekämpfen – sie hat kein eigenes Leben. Man ist jetzt hier bereits erlöst. Egal ob man in der Hölle schmort oder durch den Himmel fliegt, so ist das wahre Wesen jenseits davon und nicht getrennt davon. Aber, wie gesagt, das ist das Mysterium. Kein Gedanke kann es fassen.

Sonntag, 17. November 2013

Was ist wirklich?









Realitätsflucht ist das normale Leben. Das Leben scheint somit meistens Flucht, Flucht vor dem Leben. Wissen, Einteilungen, Gedanken, Meinungen, Vorstellungen - das wird oft als Realität akzeptiert. Nichts von dem kann auf etwas Wahres hinweisen. Das muss man mal jemanden Sagen - na der wird entweder aggressiv oder hält dich für blöde. Das ist die Welt vieler Menschen. Sie bewegen sich scheinbar in Vorstellungen. Sie halten sich für die Vorstellung, die sie von sich haben. Besser gesagt, für die Vorstellung, die erscheint. Das nennt man Ich.

Gedanken suchen Kontrolle, sie suchen nach Fehlern, nach Lösungen. Sie sind Werkzeuge, die ihre Nützlichkeit an praktischen Problemen zeigen können. Vom Leben an sich, da können sie nichts verstehen. Das ist so, als könnte ich mit einem Schraubenzieher das ideale Leben führen und alle Probleme damit lösen. Der Schraubenzieher ist nützlich, um eine Schraube festzudrehen.
Der Verstand selbst nun hängt im verzweifelten Versuch, ein Werkzeug zu benutzen für Dinge, zu denen es nicht taugt, auch noch den Ich-Gedanken ran. Jetzt wird es wirklich wichtig. Ich will, ich muss, ich brauche Kontrolle, ich habe eine wichtige Geschichte.


Aber ist das wirklich wahr? Ist da nicht nur ein weiterer Gedanke? Bist du wirklich ein Gedanke? Ja, es ist Unsinn, denn wie kannst du ein Gedanke sein! Gedanken kommen und gehen. Aber irgendwann wird jeder Unsinn als Realität empfunden, wenn er nur oft genug geglaubt wird. Und alle diese Gedanken sind Grenzen.

Wir merken vielleicht, dass da irgendetwas nicht stimmt, und wollen uns befreien. Nur ein eingebildetes Ich kann man nicht befreien. Es war nie gefangen, da es nie wirklich war, nur so schien.
Was nun ist wahr? Wahr ist das, was bleibt, wenn alle Illusionen verschwinden. Ein Ich entsteht immer auf der Zeitlinie. Aber was ist wirklich jetzt? Was ist jenseits der Vorstellung von Ich - von - meine Story? Was ist wirklich hier? Was kommt und geht nicht? Habe ich wirklich eine Kontrolle in diesem Augenblick?

Das Ich ist ein Panzer, es will Kontrolle, Schutz, Sicherheit. Aber das gibt es nicht. Und das ist vielleicht wirklich hart, aber so ist es. Aber hören will es kaum jemand. Man will hören, wie man sich weiter entwickelt, wie man stark wird, man will etwas von einer Vorstellung von Erleuchtung hören. Man will jeden Moment besser haben, als es ist. Die Gedanken sind Verbesserer.

Und irgendwann, wenn uns alles zu bunt wird, gehen wir auf die spirituelle Suche. Besonders wichtig. Ein spirituelles Ich. Dann ist nur Freude, dann gibt es nur gute Momente, dann mache ich keine Fehler mehr! Bullshit! Das ist das, was der Gedanke träumt. Eine Illusion.

Was du wirklich bist, hat keine Ahnung davon. Es ist einfach da. Es hat keinen Schutz. Der Moment ist, wie er ist. Er ist vielleicht nicht so perfekt, aber wen kümmert es? Das, was du bist, ist unberührt davon - gleichsam aber nicht getrennt davon. Es ist paradox. Hier ist Wahrnehmung, das ist alles. Alles ist da drinnen, auch die Gedanken. Da ist Wahrnehmung, aber keine Grenze, kein Ich, kein Du. Da ist Nicht-Wissen, etwas, was nicht verstehbar ist. Es ist immer da, immer da gewesen, war nie weg. Und du bist es bereits. Der Weg ist der Nicht-Weg. Wenn du hingehst, gehst du weg. Wenn du es suchst, kannst du es nicht finden. Stellst du es dir vor, dann ist es das nicht.

Es ist jetzt hier, aber natürlich will ein Gedanke das sofort reparieren, weil es nicht genug sein kann, nicht alles - und auch viel zu einfach. Das ist es schon? - Unsinn! Wo ist das Licht, mein Heiligenschein! Was du bist, das ist unabhängig von dem allem. Ein Hochgefühl kommt und geht, ein unbehagliches Gefühl kommt und geht. Die Gefühle werden gefühlt, die Gedanken plappern vielleicht. Es hat keine Bedeutung. Das ist Freiheit. Alles ist der vollkommene Friede, egal was geschieht. Der Körper reagiert, Emotionen kommen. Ganz gewöhnlich. Nichts Besonderes. Da ist kein Ich, das besondere Erfahrungen sucht.

Donnerstag, 7. November 2013

Ego


Ja, gewiss, da ist kein Unterschied zwischen Ego und der Wahrheit. Vielleicht von der Seite des Egos. Und natürlich ist ein Ego zu definieren, es ist anders. Wem das Ego weg-flutscht, der sieht das schon klar.

Ein Ego will immer etwas. Es will immer etwas haben, oder es will etwas loswerden. Es weiß immer Bescheid, hat immer eine Meinung. Ist es mal hilflos, kann es das kaum ertragen. Es weiß immer, was richtig ist und falsch. Das weiß es nicht wirklich, glaubt aber daran und verteidigt diesen Glauben oftmals bis zum bitteren Ende.

Das Ego ist immer irgendwie clever, oder will es zumindest sein. Es hat immer einen Hintergedanken. Es ist nie gedankenfrei. Es ist unter Spannung, es hat immer was vor. Es schielt auf Gewinn, ob der Organismus sich dabei wohlfühlt oder nicht. Es will das Leben steuern, die Kontrolle haben, krampfhaft. Es ist der Wahnsinn. Und es will mehr von alledem. 
 
Es ist überall, nur nie hier. Es lebt von Vergangenheit und Zukunft und von Vergleichen. Eigentlich lebt es gar nicht. Es ist eben eine Illusion. Aber es wird von fast überallher bestätigt, es wird unterstützt von der Gesellschaft. Es scheint normal.

Es ist Kampf, wenn genau hingeschaut wird. Es findet keine Ruhe. Es bewegt sich auf eine phantasierte Zukunft zu.

Die Wahrheit sieht anders aus. Und niemand, der das Ego liebt, wird das glauben. In Wahrheit ist es nämlich vollkommen machtlos, es hat nicht die geringste Kontrolle. Es hat nicht die geringste Möglichkeit irgendetwas zu erkennen. Es ist das, was die Erkenntnis verdunkelt. Es kann sich nicht befreien. Es ist selbst der Käfig. Es ist zänkisch, rechthaberisch, selbstgefällig. Aber das kann nicht gesehen werden vor seiner Zeit.
Es ist nicht schlecht, es ist nur einfach so. Es ist ein Teil des Spieles. Aber was lohnt es sich, daran festzuhalten?

Dienstag, 29. Oktober 2013

Freiheit und Angst

Freiheit und Angst. Es gibt sie, die Angst vor der Freiheit. Nicht die Angst vor so ein wenig Freiheit, sonder vor der absoluten Freiheit. Warum aber? Weil niemand mehr etwas kontrollieren kann. Wir sind Grenzen gewohnt. Wenn Grenzen in uns scheinbar wegfallen, so haben wir nichts mehr in der Hand und wissen nicht mehr, was wir tun sollen. Wir können es nicht wissen. Keine Kontrolle. Wir haben die Kontrolle nicht verloren. Wir haben die Illusion der Kontrolle verloren. Die Kontrolle hatten wir nie. Wir haben uns nur eingebildet, dass da jemand ist, der die Kontrolle hat.

Wir haben uns einen Kontrolleur eingebildet. Der Kontrolleur gibt vor zu wissen, was richtig und was falsch ist. Er will das Leben in den Griff kriegen. Diese scheinbare Kontrolle suggeriert Sicherheit. Man hat ja alles unter Kontrolle. Die Wahrheit ist, wir haben nichts unter Kontrolle. Wir betteln um Kontrolle. Wir denken, dann können wir etwas steuern. Wir wollen steuern, weil wir das Leben anders haben wollen, als es ist. Wir wollen uns anders haben, da wir vielleicht nicht den Vorstellungen von uns entsprechen. Aber du bist, wie du bist. Das ist Freiheit.

Naja, mag man sagen, ich bin ja immer, wie ich bin, das ist ja trivial! Ja, das stimmt, aber oft willst du es anders. Der Augenblick ist oft nicht gut genug. Er sollte besser sein, ich sollte besser sein, fleißiger, oder gar erleuchteter. Es ist nun mal, wie es ist. Das ist absolut gewöhnlich, daran ist nichts Besonderes. Wir wollen aber etwas Besonderes sein. Das Gewöhnliche reicht uns nicht. Wir ziehen Grenzen, wählen aus. Alle Grenzen aber sind nur gedachte Grenzen. Ohne Kontrolle wissen wir nicht mehr, was kommt. Wir haben Angst davor, dass wir nicht mehr auswählen können. Aber da ist kein Unterschied zwischen den einen Augenblick und dem anderen.

Wir wollen weglaufen vor dem einen Augenblick, den anderen wollen wir vielleicht festhalten, weil er schöner ist. Beides geht nicht. Der Augenblick ist schon da, und er wird wieder vergehen. Wir aber wollen vielleicht erleuchtet sein, erwacht, weil wir meinen, dann haben wir nur gute Augenblicke. Aber so funktioniert das nicht. Du kannst den Tag nicht haben ohne die Nacht. Und wir wissen nicht, wie der nächste Augenblick sein wird. Das ist die Realität.

Ob wir nun versuchen etwas zu kontrollieren oder nicht. Hier ist niemand der kontrolliert. Das widerspricht fast allem, was wir gelernt haben. Freiheit ist jenseits jeglicher Kontrolle. Freiheit ist so, wie sie ist. In der Freiheit darfst du sein, wie du bist. Nichts Besonderes, du darfst ganz gewöhnlich sein, unabhängig von der Meinung anderer. Keine Anstrengung ist nötig, das zu sein, was du bist. Der Versuch irgendwie anders zu sein, der ist anstrengend. Selbst dieser Versuch ist nicht falsch. Er ist das, was gerade erscheint. Aber Anstrengung ist eben nicht nötig. Du bist schon so, wie du bist. Da gibt es nichts zu verändern, damit du du wirst. Keine Katze strengt sich an, damit sie eine Katze wird.

Das Ziel ist hier. Jedes Ziel in der Zukunft kann man knicken. Klar, man darf Ziele haben, wenn es Spaß macht. Aber das, was du bist, kannst du nicht in Zukunft sein, sondern immer nur jetzt. Aber du kannst nicht jetzt sein wollen, du bist schon jetzt. Du bist schon frei. Es gibt keine Ketten, die man zerbrechen muss. Es gab nie welche. Es gibt einfach nur Sein.
Bild Oxana Zuboff    http://www.zuboff.de/

Sonntag, 20. Oktober 2013

Der Traum vergeht

Ach, was hörte ich schon für Worte - die waren alle viel zu schön. Was sah ich schon für Gesten - die waren viel zu groß. Was sah ich schon für Leute - die waren alle viel zu wichtig. Und die Klugen verstanden nichts. Die dauernd redeten, die sagten nichts. Die immer etwas taten, die schafften wenig.

 Der Regen fällt und versickert. Der Wind, der kommt, aber niemand kann ihn fangen. Jede Spur verlöscht. Was jemand halten kann, kann niemals wichtig sein. Auch Reichtum ist nur Armut verdeckt mit schönem Glanz.

 Dieser eine alte Römer sagte, dass das Sterben, am Tag der Geburt beginnt. Was ist nun wichtig, welches Spiel, welche Flucht, welche Ehre, welcher Gedanke? Welche Lüge hält uns noch im Spiel dieser vielen blinden Kinder? Welche Hoffnung zerbricht nicht? Hat unser Traum denn Türen? Durch wie viele Zimmer muss man gehen? Ach, was soll man mit den vielen Worten? Die sind am Ende viel zu schön.

 Am besten nur die Augen öffnen. Der Traum vergeht, die Zeit bleibt stehn. Ein Blatt segelt im Wind. Ein Vogel singt ein Lied. Der Mond wippt zärtlich auf den Zweigen. Mein Herz singt ein kleines Lied. Meine Hände greifen nichts.

Donnerstag, 3. Oktober 2013

So sind wir

Der Traum kann schmerzen. Er ist anders, als das, was ist, wenn wir die Augen öffnen. Ebenso erfreut uns der Albtraum, wenn er vorbei ist.



Aber ich rede Unsinn, denn wer kann anderes reden? Wir sind nur wie Blinde, wenn wir denken.
Es gibt kein Wort, an das man sich halten kann. Worte verklingen. Träume werden vergehen.



Wir glauben zu wissen. Aber, was können wir wissen?  - Alles das - macht uns nicht offener gegenüber dem Geheimnis.  Es sind nur Bilder, Ideen, Hoffnungen, Ängste.
Wo ist der Freie, unbesetzte Platz? Wo ist der Platz,  der frei ist von all diesen Vorstellungen?
Wo ist die meiste Angst?

Der Tod ist im dem Sinne real, dass er die Strukturen zerstört. Es ist der Zerfall. Nichts was Form hat kann bestehen. Nicht ist ewig, was der Zeit unterliegt. Ja auch diese menschliche Form ist nur wie eine Sandfigur am Strand - eine flüchtige Erscheinung.

Alles, was die Hände greifen können oder greifen wollen ist schon am Entschwinden. Ja selbst die Hände haben ihre Zeit. Erst sind da Hände, dann sind da Knochen und dann ist da Erde, Erde aus der Blumen wachsen werden.



Wer also bist du? Was ist wichtig? Was gibt es zu finden? Was gibt es zu verlieren?
All die sterblichen Wesen, sie sind so wie Kinder, sehen nur ihr kleines Spiel.
Aber wir sind nur Reisende. Wir sind so ignorant und so dumm.



Denken kann diese Dummheit nur bedingt beenden. Es geht um das SEIN.
Niemand kann SEIN denken, kann SEIN machen. Niemand kann etwas richtig oder falsch machen.
Man kann nicht falsch oder richtig sein, man kann nur SEIN.



SEIN ist nicht in der Zeit. Zeit erscheint im SEIN. Dieses SEIN hat etwas Erschreckendes, da es auch immer sein Gegenteil ist. Es ist Leben und Tod. Es ist ein Drache, der unbezwingbar ist.  Es ist irgendwie der Tod der Vorstellungen. Selbst wenn die Vorstellungen weiter ihre Vorstellung geben,
ist klar, dass diese Vorstellung ohne Subtanz ist, nicht wahr.



Also ist die Frage, was hat Substanz?



Nichts, was wir uns vorstellen können. Also das, was wir uns nicht vorstellen können. Es ist hinter allem. Vor allem - hinter uns. Hinter der Vorstellung von uns. Hinter unserer Vorstellung, hinter unserer großartigen schau-spielerischen Leistung - jemand zu sein.



Das kann eine recht anstrengende Rolle sein. Zumal wir uns ziemlich gut spielen. Zumal immer noch offen ist, wer  hier wen spielt! Wir spielen sogar ohne Publikum weiter. Wir reichen uns notfalls selbst als Publikum.



Vielleicht sollten wir lieber zum Tanztheater wechseln. Ist schon schwierig, diese endlosen Texte zu behalten - ach ja - ich sage immer das - und meine Meinung ist dies und das - muss ich spielen.

Ein verrückter Schauspieler weiß nicht mehr, wo seine Rolle endet. So sind wir.
Was bleibt wenn der Star des Abends sich abgeschminkt hat?  Was sagt der Spiegel?

Was hat Substanz?



Mittwoch, 18. September 2013

Manches mal, du Unbekannte




Manches mal, du Unbekannte, die du hinter den Sternen wohnst,
dort, wohin kein Menschenauge staunend blickt,
wo eine Welt sich flechtet aus Gedult und Beben,
das sanft dort aus den Herzen strömt,
suche ich an verwischten Grenzen
wie ein Tier nach deinen Spuren,
ja wie ein Tier, das nichts weiß,
das nur schaut,
nicht ahnt - warum.

Und kein Bild und auch kein Wort
findet sich in mir,
und doch ist da ein Herz in fernster Ferne,
da hinten, wo schon blass die Sterne glimmen,
noch Punkt und doch schon fast Nichts,
das ruft und zieht zart an meiner Seele,
wie sonst nichts rufen kann und ziehen.

Du bist aus Sternenglanz und Licht,
aus Schatten, die zart tanzen
über Wasser, wenn Monde
ihre Silberscheiben funkeln lassen
durch die Nächte, über Träume,

In tiefster Nacht, in tiefster Schwärze
suchte meine Hand wie hoffend
nach dir und deinem Sternenhaar.
Da war mir so als wüsste ich den Klang
des Namens, du ferne Seele,
den du trägst.
Als sich meine Lippen öffneten,
kam daraus ein Hauch hervor,
der so klang wie Nichts
und Alles, wie Verlust
und wie Gewinn .
Es klang wie Angst
gefüllt mit Mut,
es klang wie Abschied
und Willkommen,
wie Leben,
ja und auch wie Tod.

Manches mal, du Unbekannte, die du hinter den Sternen wohnst,
ahne ich all deine Himmel, deine schöne ferne Welt,
die sich webt aus so viel Staunen,
aus vieler Herzen zartem Klang.
Du stehst dann unter fernen Monden an einem großen fernen Meer,
summst vor dich hin, so traumverloren und spichst auch Worte
ohne Sinn.

Und Namenlos stehe ich hier unten  auf der Erde,
fern vom leichten Tanz der Sterne, weiß dich
ferner als jede Ferne
und näher als dieses Rauschen
hier drinnen
in meinen Adern.








Wie will der Mensch die Erleuchtung finden?



Das sogenannte  Spirituelle bekommt immer genau dann eine Dringlichkeit,  wenn  die Vermutung auftritt,  es sei abwesend, oder man selbst könne es nicht richtig empfinden.  

Zwei Gruppen von Menschen kennen diese Dringlichkeit nicht. 
 Die erste Gruppe  ist die, die alles Spirituelle für Unsinn hält. Sie sucht ihr Glück in der sozial-materiellen Welt,  indem sie Status und Besitz zu vermehren sucht oder ihr Leben vorrangig gewissen weltanschaulichen und moralischen Standards unterwirft.

Die zweite Gruppe  dagegen spürt keine Abwesenheit des Spirituellen, da es ist ihr so gegenwärtig ist, dass eigentlich keiner Erwähnung bedarf. So braucht man ja nicht ständig zu erwähnen, dass Wasser naß ist, da es einfach das Wesen des Wassers ist, nass zu sein.

Diese zweite Gruppe hat nichts zu geben, da sie nichts besitzt, was andere nicht hätten. Was man sich von denen erhofft,  kann nicht erfüllt werden. Hoffnung muss hier enttäuscht werden. Hoffnung weist in die Zukunft. Wahrheit liegt nicht in der Zukunft, sondern ist allgegenwärtig. Wenn du aber alle Hoffnungen verlierst, dann bist du dort richtig.

Darum sollte man, wenn man Worte und Theorien liebt und an Meinungen glaubt, auf jedem Fall die dritte Gruppe fragen, wenn man etwas über Spiritualität wissen  möchte. Dort erhält man umfangreich Auskunft und bekommt alles genau erklärt. Was die dort alles wissen, da kann man sich nur wundern!

Die dritte Gruppe befindet sich auf einer manischen Suche, glaubt ständig etwas zu wissen, aber eben nie genug.

Solange Emotionen und Verstand  in einer gewissen Weise gefüttert werden wollen, werden sie Nahrung bekommen.

Aber, es gibt nichts zu wissen. Das Wissen kann nicht erlösen. Es ist vollkommen unbedeutend.
Die Grundlage der Wahrheit ist das absolute Nicht-Wissen, es ist die Unschuld, die nichts von sich selbst weiß. Was weiß die Unschuld von Erlösung? Wer sollte erlöst werden?
Da ist niemand, der der Erlösung bedarf.

Darum meide man die großen Worte und die starken Gesten. Sie sind hohl wie ein morscher Baum, der vom Weitem stark wirkt, aus der Nähe aber seine Schwäche verrät.

Das Leben selbst ist das Wissen, das nichts weiß, das Tun, das niemand tut. Es ist der Flügelschlag eines Schmetterlings und es der Regentropfen, der dir auf die Nase fällt. Und das bist du, da ist kein Unterschied. Wo ist da die Grenze (außer im Verstand) ?

Kampf findet zuerst in den Gedanken statt. Die Gedanken trennen. Natürlich nur scheinbar. Was im Himmel gebunden, ist auf der Erde nicht zu lösen.

Wie findet die Sonne das Licht, das Wasser das Flüssige, der Stein das Harte?
Wie will der Mensch die Erleuchtung finden?

Samstag, 14. September 2013

Glaubst du noch an Wahrheit, hinter alle den schönen Lügen?






Unter diesen Schichten von Irgendwas,
diesem Klang des nie gesagten Worts,
scheint es,  lauert etwas, um  hervor zu springen
aus dem Versteck der Zeit, etwas, das so ist wie eine
ganz besondere Ewigkeit, die nie da war
und die sich nicht halten kann in der Welt,
die vergeht und stirbt in einem schnellen Tanz,
die sich dabei vergisst und ihre Vergänglichkeit,
bis sie kurz inne hält,
kalt wird und
niederfallt.

Glaubst du noch an Wahrheit,
hinter alle den schönen Lügen?
an einen Augenblick,
der kein  Augenblick ist,
sondern gefüllt mit dem,
was nie vergeht,
so wie ein Lächeln,
das im Raume süßlich schwebt
und leuchtet, wie nur Leben leuchten kann,
und dann sagt:
Ich bleibe.; denn ich bin die Liebe,
die nicht fragt, nicht scheidet in Schwarz und Weiß,
nicht die Herzen wiegt nach ihren Taten,
nicht Tränen zählt und nicht die Stunden,
die nichts verlangt und niemals richtet,
die nichts weiß von Böse und Gut,
die dich hält, wenn dich nichts mehr hält,
die dich begehrt, wenn du selbst nichts mehr begehrst,
die ihr Lied für dich in aller Stille singt,
die dir immer im eigenem Herzen schwingt.

In der Trauer fallen Tränen,
ich fange sie mit meinen Händen zärtlich auf,
ich wache schweigend über deine Träume.
Deine Zweifel sind mir  eine Wunde,
deine Hoffnung klingt mir wie Gesang,
dein Lachen macht mich tanzend froh im Kreise,
dein Sterben wird mir wie mein eigenes sein.

Unter diesen Schichten von Irgendwas,
diesem Klang des nie gesagten Worts,
ruht die ganz besondere Ewigkeit.
Und niemand kann sie greifen,
sie ist nicht das Kind der Welt.
Glaubst du noch an die Wahrheit,
du müd gehofftes Tier,
du Kind mit den wartenden Augen,
deren Funkeln nie vergeht?

Und in Trauer fallen Tränen,
dein Herz erzählt  mir deinen schönsten Traum.
Ich habe mein Ohr zu dir geneigt,
denn ich wache über deine Nacht,
bis du nicht mehr frieren musst
im kargen Zimmer deines Hoffens,
du vergängliches Wesen,
du süßes Kind der Ewigkeit,
das in  seinen Träumen viel zu oft zerbricht,
doch immer an das Licht glaubt,
das so golden ist und  warm,
ein endloser Morgen,
ein Versprechen für den Tag,
der nie vergeht,
der immer IST.

Am Ende aller Wege findest du die Tür,
die Tür mein Herz,
den Weg zu mir,
obwohl ich immer bei dir war.





Montag, 9. September 2013

Das unruhige Herz will ja immer wohin






Das unruhige Herz will ja immer wohin,
und schon jault Musik auf,
die durch die Gassen dringt,
und Menschen hüllen sich noch ganz  schnell ein
in Schreien und Worten,
bevor die bissige Kälte sie greift.

Die Stunden marschieren ganz arglos dahin,
und der Mond, der springt doof
ganz schnell durch die Nacht.
Meine Augen sind offen
und die Stille, die  webt
ein Tuch,  das uns wärmt,
bevor das Herz nicht mehr schlägt.

Ein Buddha, der schweigt und ein Baby, das quäkt,
-  ein ewiges Leuchten tanzt jetzt wie  betrunken
auf dem Parkett der zitternden Stunden.
Du Schöne, du schläfst traumlos im Sarg deiner Tage,
die gebaut sind aus gebrechlicher Zeit.
Dein Atem, der pustet ganz ohne dich
ein Flüstern hinein in meinen endlosen Traum.

Und droben, wo der Himmel am höchsten sich zeigt,
webt eine ewige Spinne das Laken  jenseits der Zeit,
das die Hoffenden wärmt.
Ja do oben ist das Schweigen der Mund, der so süß spricht,
und jeder Stern nennt sich –  ein Augenblick  –.

Und dieser Himmel nennt sich auch  - unser Herz  -
und bewacht deinen Schlaf.
Meine Augen sind offen  …

Samstag, 31. August 2013

Wir nennen den Kern der Illusion gerne ICH



 Es sind sind tausende von Fäden und Knoten, die bestimmen was geschieht und was ist.
Hatten wir je etwas damit zu tun?

Wir sind die Ersten und die Zweiten, was war und das, was zu dem dazu kam. Unsere Wertungen, Meinungen, Erwartungen sind das Zweite. Ein irrealer  Stoff, etwas übergestülptes. Dieses Zweite ist zwar nicht getrennt vom Ersten, aber bildet eine Scheinwelt, in der alles so erscheint, als wäre
es relevanter als das Erste.

Dieses Erste ist das, was war, bevor wir waren. Das, was war, bevor wir als Wesen dieses Zweiten
existierten - der Welt der Vorstellungen und ihrer Grenzen. Das Zweite ist die Realitätsblase, die Blasenwelt, die aus Traumstoff besteht.


Diese zweite Welt hat die Eigenschaft, die Erste Welt, deren Teil sie ist, zu verbergen.
Diese Zweite Welt ist die der Gegensätze. In dieser existieren seltsame Geister. Existieren Vorstellungen, die selbst glauben, eine Person zu sein.

In der ersten Welt gibt es keine Personen, nur Facetten von sein. Die Wahrheit kann niemals in diesem Innen erkannt werden, das wir innerhalb der Person vermuten.
Innerhalb einer Vorstellung können nur wiederum Vorstellungen existieren. Hier  können nur die Vorstellungen ausgetauscht werden.

Wir nennen den Kern der Illusion gerne ICH. Wir stellen uns auch vor, wir würden ohne ICH nicht sein. Darum klammern wir uns ängstlich an diese Illusion. Eine Illusion klammert sich an eine Illusion.

Das Innen, das wesentlich ist, ist das Innen jenseits der Illusion. Es ist das, was wir sind, bevor wir waren (als Vorstellung).

Dieses Innen ist nicht festzumachen, da es kein Objekt ist. Da es ist, was man (wirklich) ist, kann man ihm nicht gegenüberstehen. Es ist nicht zu haben. Man kann es nicht erreichen.

Es ist die Mitte des Feuers. Wenn man da ist, ist man verbrannt (obwohl nie einer wirklich da war, der hätte verbrennen können). DU bist die Mitte des Feuers.

Und doch bist du auch der süße Traum des Unendlichen, endlich zu sein.

Für jeden, der meint, der Traum sei alles, existiert die erste Welt einfach nicht. Es ist wie in einem Traum, indem der sich selbst träumende Träumer selbst träumt und ganz darin aufgeht.

Wenn der Wecker klingelt, kann überrascht festgestellt werden : Ach nur ein Traum - und wie real!

Darum ist jede Vorstellung von der Wahrheit falsch. Sie ist einfach anders. Sie ist das, was sich der Vorstellung entzieht. Sie ist alles das, was diese Vorstellung nicht ist.

Dienstag, 27. August 2013

Lied des Tages









Das Lied des Tages


Wenn die Sonne als frühes Auge,
die Schatten löscht mit goldenem Schein,
wenn in ungetaufter Morgenstunde,
die Vögel singen und die Geister nach Erlösung schreien,

haben junge Herzen sich erhoben
aus ihren Träumen, aus des Schlafes tiefem Dunst,
zu empfangen millionen Lichter,
eingewebt in des Tages wilde Kunst,

die so brennt wie ein Sehnen,
ein Sehnen, wie der Herzen tiefster Schrei,
ein Durst, der Meere trinken will mit aller Gier,
ein Durst, der nur beginnt, der nie vorbei!

Über diesem ruhelosen Treiben,
dem Tanz der Leiber, getrieben von der Zeit,
steht die Sonne einsam still,
ein Stern in feuriger Gelassenheit.

Und all das Licht, all das Leben,
strömt von dir, du Stern der Sterne.
Wir Menschen verflechten uns zum Schicksal,
du aber strahlst in fernster Ferne.

Unberührt und ungebunden,
Licht, das jeden Tag gebärt,
zeigst du an die Lebensstunden,
in einem Maß, das ewig währt.

Wir sind vergänglich, wie die Tage,
wir leuchteten so gerne wie du.
Wir aber brennen nur wie Feuer,
du aber strahlst in tiefster Ruh.

Es heißt in den ganz alten Sängen,
in Sängen vom Beginn der Zeit,
dass alles Traum sei, Trugbild nur,
wenn wir zum Wachsein nicht bereit.

Wenn sich die Augen aber öffnen,
nach langem Irren, langem Traum,
sind wir selber Sonnen, Sterne, Lichter,
hoch schwebend dort im Weltenraum.



Mittwoch, 21. August 2013

Das Lied der Nacht

Eine gruslige Mär 


 Das Lied der Nacht

Ein Rabe zappelnd in der Nacht,
eine Dunkelheit, die sich durch Dunkelheit bewegt,
wenn alles sich in Stille hüllt,
sich wie bewegungslos sanft regt.

Und selbst die Nacht scheint schon wie Licht,
wenn taube Herzen müde bleiben,
wenn sie mühsam schweres Blut
durch sonnen-leere Tage treiben.

Und Wachen ist dem Schlaf schon gleich,
wenn man willenlos dem hingegeben,
was tot schon ist, schon seit Jahren
und nicht fähig mehr zu leben.

Was sich bewegt und doch erstarrt ist,
was redet aber nichts mehr sagt,
ein Schatten, der sich selbst belügt
ein Tod, der an dem Leben nagt.

Welch tiefer Schlaf von schweren Träumen,
umhüllt uns so wie Samt ganz schwer
und zieht uns abwärts in die Erde!
Und warum frieren wir so sehr!

Wir spielen Leben, wir toten Seelen,
der Rabe lacht uns dafür aus,
Blumen sterben über Gräbern,
in Finsternis sind wir Zuhaus.

Als wir anfigen zu sterben,
hat es niemand gesehen,
später wars dann zu spät,
nur der Rabe hörte uns noch Flehen.

Eine Dunkelheit ist unser Herz,
ein Schrei, der stumm bleibt eine Ewigkeit, 
wir sind das Warten auf das Nichts,
versklavt vom bösen Gott der Zeit.

Und der Rabe lässt sich
immer gerne wieder
auf unserem Grabstein
mit den verlöschten Namen nieder.

Blätter fallen,
kalter Wind
und kalte Worte,
sind nicht so kalt, wie wir es sind.

Aber denkt nicht schlecht von uns,
wenn ihr finster bei unseren Gräbern weilt,
wir Geister waren einst wie ihr,
sind nur der Zeit zu rasch enteilt. 


(als Nächstes kommt dann - das Lied des Tages )




Samstag, 17. August 2013

So ein kleines Stück Natur

So, erst einmal setze ich hier ein Bild rein welches ich eigenhändig fotografiert habe:


Das ist so ein kleines Stück Natur in der Stadt, einige Meter weiter befindet sich schon die Hauptstraße.

So können auch wir immer, wenn wir die scheinbare Hauptstraße des Lebens, die laute, geschäftige, entlang-hasten, immer auch ein Stück Ruhe in uns finden. Ein kleines Stück Ruhe ist der Weg zur großen Ruhe.

Immer wieder gibt es Lücken der Ruhe im Alltagsgetriebe. Wir sollten auf sie achten.
Es sind Fenster, Fenster zu unserem Herzen. Wir kommen nicht wirklich an, wenn wir immer schneller laufen. Wir kommen an, wenn wir immer mehr inne halten.

Montag, 12. August 2013

Lass die Welt sich mit Farben füllen

Eben gelesen auf dem Blog der in Tokio lebenden Fotografin
 Lisa.
Sehr schön gesagt, da brauche ich selbst nichts zu schreiben, sondern zitiere einfach:

 Let's fill this world with color, spread the sounds of music, continue growing and learning. Even if you feel at a dead end, there must always be a way. Fall down and cry, but stand up and forgive again. Love again. Dream big, huge even. But also, don't forget to give thanks for what you have now.

Erlaube mir zu übersetzen:

Lass die Welt sich mit Farben füllen,  verteile Klänge von Musik, wachse und lerne.
Auch wenn du ein schlimmes Ende ahnst, wird da immer ein Weg sein.
Sinke nieder und weine, aber stehe dann wieder auf und vergebe. Liebe wieder.
Träume groß, sogar sehr groß. Aber vergiss nicht, dafür zu danken, was du jetzt schon hast.




Mittwoch, 7. August 2013

Die Welt kann jung werden und alt zugleich.

Die Welt kann jung werden und alt zugleich.
Hinter all den Regeln und gewichtigen Meinungen,
den angeblichen Erfolgen und dem vielen falschen Stolz
ist sie, die Welt,
doch ein Tanz.

Ein Tanz ist sie von tausend Farben, Formen, Gefühlen, Geräuschen
und ein Flimmern von unzähligen Augenaufschlägen
der Engel,
die wie koffeinsüchtige Teenager
 in flatterhaft gelebter Unendlichkeit
vergehen und zu Licht werden,
zerfließen im Spiel
der Sterne.

Und hinter allem Ruhe.
Ich weiß nicht,
bin ich ein Stein,
oder  bin ich wie der Wind,
oder ein Grashalm, der zittert Herbst? 


Bin ich ein Betrunkener, der sich nach seiner Ohnmacht sehnt?
Bin ich der, der sich selbst vergessen hat?
Bin ich gestorben und ruhe in fester Erde
und die Wurzeln der Blumen durchweben mich ganz und gar?

Und ein letzter Traum schwebt kindlich
über mein Lager und wird ein Hauch,
ein zartes Wehen
und wird  dann Still.

Die Zeit  lässt keine Hoffnung übrig,
sie ist wie Säure,
die alles frisst.
Sie stürzt selbst die Könige vom Thron,
sie kühlt alle Liebesschwüre.
Selbst was sich Ewigkeit wähnt, geht schnell vorbei.

Dahinter ist Ruhe.
Man sagt, diese Ruhe soll nicht die des Todes sein,
nicht kalt, nicht behangen mit schwarzem Trauertuch.
Man sang davon in den alten Liedern.
Warm soll sie sein, diese Ruhe und weit,
nicht grabeseng und klamm
wie die letzte Stätte unserer Gebeine, die einst so junges Fleisch
 unwissend durchs Leben trugen.
Nein, so soll sie nicht sein!

Nicht so wie das Grab, das uns alle zu sich zieht,
uns müde macht und krumm,
bis wir uns hinab beugen
zu dieser harten Erde,
die alle Leiber gibt und nimmt,
ganz ohne klagen,
ohne Jubel,
so wie ein stilles,
geduldiges Weib.

Diese Stille, von der die Alten in geheimen Liedern
sangen und jubilierten ähnelt mehr des Säuglings
frühen Traum, welcher frei von Worten und Regeln,
von Richtig und Falsch, wie ein warmes Halten ist
in duftenden Armen, ein Fallen und doch
Getragen-werden, ein meinungsloses Staunen.





Freitag, 2. August 2013

Darum gebe man sich nicht mit Plunder zufrieden

Die wesentlichen Dinge: Ein Tropfen Regen, der sich behäbig von einem Blatt fallen lässt, der Schwerkraft nachgibt und - im erlösenden Fall -  mir gegen die Stirn platscht.
Dieser ist im Takt mit der Zeitlosigkeit zwischen den Atemzügen.

Etwas Ungreifbares, das erscheint nachdem ein Bild von Erinnerung aufstieg und sich ins Unscharfe verflüchtigte, wobei es eine Ahnung hinterließ, die wie ein Pfeil ins Herz sich bohrte.

Die scheinbar wichtigen Dinge dagegen sind zur Farblosigkeit degradiert. Das Wichtige macht blind für das Wesentliche. Das Wichtige ist das, was sich wichtig nimmt. Aber was ist es wirklich?

Es ist meistens begrenzt. Es scheint wichtig in der Welt der Dinge, der Regeln, des Geldes, der Welt der Macht zu regieren, in der Welt des Festhaltens und der starren Dinge.

Diese Dinge aber haben keinen Wert an sich. Sie werden für wertvoll gehalten, da man sie scheinbar haben kann, oder der, der sie scheinbar hat, dadurch etwas ist, was andere nicht sind.

Dieses entspringt der Vorstellung. Wahrheit kümmert sich nicht darum. Sie kann und will nichts halten. Sie sieht da Armut, wo andere Reichtum sehen - und umgekehrt. Ist der reich, der Schätze sammelt, sie in eine Kiste stopft, die er versteckt?

Nein, das ist Armut!

Wahrer Reichtum kann sich nicht an das klammern, was kommt und geht, an Bangen und Hoffen.
Wahrer Reichtum kann niemals etwas Begrenztes sein.

Darum gebe man sich nicht mit Plunder zufrieden. Man suche das, was nicht begrenzt ist. Es passt in keine Kiste hinein. Es ist bereit immer gefunden zu werden.



Freitag, 26. Juli 2013

Wer sich auszieht ist allerdings Nackt unter Wölfen

Zieh dich aus Liebling!
Wer sich auszieht ist allerdings Nackt unter Wölfen.

Ich habe ja gar nichts anzuziehen.
Im Prinzip ist das richtig: Was man anziehen kann ist letzlich nichts - Plunder!
Jeder will den besseren Plunder!

Sind denn alle Kleider schlecht? Nicht unbedingt. Aber wenn Kleider erst einmal Leute Machen!
Wo bleiben dann die Leute, wenn die Kleider weg sind?

Nackt sein, heißt schutzlos sein. Das vollkommen Schutzlose ist voller Kraft.
Wer gepanzert ist und sich hinter allerhand Zierrad verbirgt - ist voller Schwäche. Seine Stärke sitzt alleinig im Kleide, nicht mehr in ihm selbst.

Dieser ist ein General, dem ohne Uniform die Armee davon läuft. Die Soldaten gehorchen der Uniform. Uniformen gehorchen einer Uniform.

Wenn du nackt bist unter all den Angezogenen, ist das vielleicht ein komisches Gefühl für dich - und für die anderen. Vielleicht sind sie spöttisch zu dir, oder sie haben Mitleid und wollen dir Kleidung geben. Kann sein sein, sie denken, dass du krank bist.

 Sie denken eben, dass Kleider das Wichtigste sind, sogar, dass man ohne Kleider stirbt. Sie denken, du bist verrückt. Sie verstehen dich nicht.

Es wird auch dir schwer fallen, sie zu verstehen, die sich so sehr einzwängen in Harnische, Schnüre rund Korsettagen. Sie werden kommen und wollen DIR helfen! Sie wollen dich wieder einschnüren, zu deinem Besten.

Aber du hast von den fernen Inseln geträumt, wo sie alle ohne Kleider sind. Dort haben sie keine Namen und keinen Stand, sie kennen weder Orden noch Titel. Wenn sie des Morgens wach werden,
dann wissen sie nicht mehr, wer sie gestern waren. Die Dinge die ihnen begegnen, sehen sie immer wieder zum ersten Mal. Sie können einen Stein in der Hand halten und lange über seine Schönheit weinen.

Sie Wissen nichts vom kommenden Tag. Es sind die vollkommenen Menschen, denn sie sind zu nichts zu gebrauchen. Sie hätten keinen Wert in der Welt der Bekleideten. Sie wären nicht nützlich, sie wären nicht käuflich, sie hätten keinen Preis.

Was soll man demjenigen zahlen, der das Glück in einem bunten Stein findet? Was soll man dem Versprechen, damit er sich anpasst und ein ordentlicher Bürger wird, der sich einzwängt in seine Vorstellungen, die letztlich die Vorstellungen anderer sind?

Wer keinen Preis hat, entzieht sich der Sklaverei. Der aber ist frei und verweist schon damit, dass er nur einfach ist, existiert, auf die Freiheit, die überall ist. Sie ist unter den Kleidern, sie ist die vollkommene Nacktheit.

 Sie ist Seele. Sie ist formlos. Sie ist der hellste Diamant, der nie geschliffen wurde.

Diese Freiheit erscheint zuerst vollkommen wertlos. Man kann sie nicht besitzen. Sie gibt dem Ich keine Kraft. Im Gegenteil, sie schwächt alles, was man hat,  glaubt festhalten zu  können. Es ist ein Nichts!

In Wahrheit aber ist es Alles! Es ist nicht zu kaufen, aber es ist das Wertvollste. Es ist nicht zu erringen, zu erreichen, aber es ist immer da.

 Man sieht es nicht, wenn man gierig auf die Dinge schaut. Man sieht es, wenn das Auge gleichsam zurück nach innen Blickt, dahin woraus es schaut.

Dann siehst du nichts mehr, sondern siehst, was sieht. Dann fallen alle Mauern und die Rätsel Verstummen. Das Geheimnis selbst hat sich entkleidet und ist nun als das gewöhnlichste sichtbar.

Darum, zieh dich aus - Liebling.



Meditationsfilm: Die menschliche Form - von Nano

Montag, 22. Juli 2013

Kein Unterschied, nur grenzenlose Weite.

Ein Frösteln kann kommen, ein Frösteln vor dem nächsten Schritt ins Unbekannte. Nee, weder du noch ich, noch sonst wer geht einen Schritt. Der Schritt geht sich selbst. Die Situation entsteht - und oftmals wiederum aus dem Nichts, dem Alles, dem Unvorhersehbaren.

Vielleicht ist es ja doch nicht ein Frösteln vor dem Nichts, sondern vor dem, was man undeutlich erwartet. Es ist nicht gewiss, aber hängt doch Schemenhaft als unliebsames Gewebe im Raum der Vorstellungskraft.

Und klar, ist es klar, dass es nicht Real ist, dass es niemanden treffen kann, da das Wesen von allem Freiheit ist, dass die Weisheit vor allem Einverstanden-Sein ist. Und wenn da aber trotzdem Frösteln ist, da man auch immer Mensch ist, und da wiederum auch das sein darf, und dann auch der Gedanke kommt, man müsste jetzt doch anders sein, sich dem hingeben, oder eben nicht, oder irgendetwas tun - oder nicht tun, - oder überhaupt, man sollte so sein wie - wie so ne Buddha-Statue - nur lebendig - und Lächeln - aber das geht dann auch nicht, weil es mal nun nicht so ist ...

Und wenn ich nun hätte Buddha sein sollen, stünden überall diese Statuen von mir herum, und das wäre dann echt unheimlich.

Und wir wissen eben nicht, wohin wir geschubst werden, und manches mal, wissen wir keine Antwort, und das ist dann so, und es leugnen wäre Selbstbetrug. Das Leben hat da keine Regeln, auch nicht, was jetzt gut sei oder schlecht. Und nicht immer wissen wir, was gut ist oder schlecht für uns, oder welche Folgen etwas hat.

Wir können es nicht kontrollieren. Jeder Versuch der Kontrolle wird zum Akt unermesslicher Anstrengung, da Leben sich nicht kontrollieren lässt.

In Wirklichkeit natürlich ist alles ganz einfach und leicht.

Aber diese Wirklichkeit ist auch immer eine Herausforderung..

Das heißt aber nicht, entspann dich und alles ist ganz leicht - obwohl es auch stimmt.
Der Lehrer, der wirkliche Lehrer, kommt oft als Ecke und Kante und klopft uns manches mal auch weich.

Und wenn wir dann zusammen zucken, ist daran nichts Falsches. - Wir sollten nur nicht Vergessen, dass wir mehr als dieses Zucken sind.

Denn wir sind auch Tänzer auf den Wellen des Seins, die leichtfüßig dahingleiten, deren Ketten fallen.
Diese Musik dazu, spielt dann der gleiche Lehrer, der soeben noch streng blickte.

Kein Unterschied, nur grenzenlose Weite.



Freitag, 12. Juli 2013

Leichen sind die, die den Ausweg nicht finden.

Im Fallen, im feuchten Niedersinken des Regens irgendwo, wie unter brennender, gnadenloser Sonne hier lauert etwas wenig Entdecktes, unsichtbar in den Momenten innerer Anspannung.

Ist es unsichtbar, unfühlbar, dann ist nur ein kleiner Raum für dich da, ein Raum, der dir immer nur neue Spiegel vorhält. Spiegel sind tot und kalt, Spiegel schmeicheln nicht. Doch sehen wir in ihnen, was wir erwarten. Das heißt, dass wir nicht die Wahrheit sehen, weil diese nie das sein kann, was wir erwarten könnten. Die Erwartung speist sich aus der Vergangenheit.
Drehe dich um – und du siehst eine Leiche!

Dieses Unsichtbare, was Freiheit ist, oder Gnade, oder Zauber, oder Unaussprechliches – kann nicht aus der Zeit geboren sein. Die Zeit baut die Welt der Leichen.

Eine Leiche, hat ein sehr reges Innenleben. Leichen sind sich nie selbst gut genug. Leichen suchen
alle Dinge an den Falschen orten, verloren im Labyrinth der Zeit. Leichen sind traurig. Leichen haben das Warten gelernt. Leichen füllen ihre Stunden mit Hoffnung aus. Leichen hoffen auf Leben. Leichen leiden. Leichen flüchten in Illusionen. Leichen glauben an ein Weltbild. Leichen wollen die Zeit anders machen. Selbst Leichen haben Angst vor dem Tod, da sie hoffen.

Leichen sind die, die den Ausweg nicht finden. Leichen können nicht leben, sie können das Leben nur simulieren. Ein so tun – als ob. Leichen wollen das Glück fangen. Sie warten auf die Erlösung.
Wie kann es für eine Leiche Erlösung geben?

Aber wenn da etwas lauert in den Momenten, was Freiheit ist, so müsste es doch eine Erlösung geben! Aha, da keimt doch Hoffnung auf! Aber – Hoffnung für wen? Leichen halten sich an der
Hoffnung fest, aber es gibt keine Hoffnung für sie. Sie sind Geister, Geister, die auf der Welt wandeln, verlorene Seelen, die auf ewig verdammt sind.

Die Freiheit ist permanent da, die Freiheit an sich – also nicht irgendeine Freiheit, sondern Freiheit als eine der Grundeigenschaften des Universums, etwas Unbedingtes, etwas also, was nicht von Dingen abhängig ist und sich der Kette von Ursache und Wirkung entzieht! (Karma)

Ein Leiche kommt aber an diese Freiheit nicht heran, denn darum ja, ist sie eine Leiche, denn diese Freiheit ist auch LEBEN.

Die Leiche selbst muss sterben, um zu leben. Das heißt, einen Tod zu sterben, der das Spuken der Geister beendet. Die Leiche als solche wird nicht vom Leben angetrieben, sondern von ihren Ängsten, Wünschen und Hoffnungen. Dieses aber, kommt aus der Zeit. Es kommt aus der Vergangenheit und zielt in die Zukunft. Kommt aus der einen Geisterwelt und bewegt sich in die andere. Vom Schatten in die Schatten, sozusagen.

Es heißt, manche konnten Tote zum Leben erwecken. Weil diejenigen selbst Freiheit und somit Leben waren. Denn nur Leben kann Leben geben. Tot kann nur den Tot geben.

Die letzte Hoffnung in der Zeit Leben zu finden, muss sterben! Die Zeit selbst lehrt die Vergänglichkeit, das Sterben. Nichts hat in der Zeit bestand. Geister sind Schemen, Dunst, Erinnerungen.

Was ist nicht in der Zeit? Wo ist die andere Dimension? Offenbar im rechten Winkel zu allen existierenden Richtungen! Daher recht unsichtbar für die Bewohner des Totenreiches.

Und doch scheinen manche der Geister etwas zu spüren, ein Licht nicht von ihrer Welt. Die definitiv letzte Hoffnung. Das Licht der letzten Hoffnung, ist das Licht der Wahrheit und es leuchtet bis in die Illusion der Geisterwelt hinein. Es ist ungebunden und Zeitlos. Es wird auch diese letzte Hoffnung vernichten.

Die Wahrheit ist wie ein Blitz und ein Feuer und sie wird hinfort reißen, was da im Wege steht. Die Flammen werden lodern, ihre Zungen werden sich heiß zum Himmel recken. Die nun da aber eintreten und festhalten an ihren Illusionen und sich davon (der Wahrheit) trennen,die werden schmerzen haben und schreien! Die Wahrheit ist wie ein Blitz, sie durchschlägt das morsche Holz und zündet die Wälder der Geister, denn diese Wälder sind nicht lebendig, sondern entspringen der Illusion. Es ist das Wesen der Wahrheit, alles zu vernichten, was nicht sie selbst ist!

Die aber die Wahrheit lieben, denen wird das Feuer zu Balsam. Diese sehen, dass das, was da brennt, nur Plunder ist. Staub geht zu Staub, Asche geht zu Asche.

Nun ist es aber nicht so, dass diese Wahrheit zu erreichen wäre, denn diese und ihr Funke ist überall, so dass man nicht nach ihr greifen muss. Nach ihr zu greifen ist unsinnig, so als wolle man seinen Körper suchen. Geister mögen etwas suchen, was sie für Wahrheit halten. Wahrheit kann man nur finden, aber nicht suchen. Wahrheit findet. Darum ist das Erkennen von Wahrheit die Beendigung der Illusion, dass sie abwesend sein könnte.

Diese Beendigung bedeutet, alle Anstrengung abfallen zu lassen, die eben diese Illusion aufrechterhält. Diese Anstrengung ist enorm, denn sie baut eine ganze Welt auf, eine Geisterwelt. Sie baut einen Toten auf, einen lebenden Toten . Dieser Tote bemüht sich eine Meinung zu haben, besser zu werden, mächtiger, Glück zu haben, nach allem zu greifen und es zu halten. Dazu muss er sich irgendwie abtrennen von allem, um es zu besitzen. So hat er plötzlich ein Ich, dass eine Meinung hat. Also eine Illusion hat eine Illusion. Am besten ist ein Ich, welches eine Meinung über sich selbst hat! Hier ist nichts real. Aber vorsichtig, diese Irrealität wir stark verteidigt von den Toten, denn diese bewohnen das Geisterreich.

Letztlich ist die Welt der Toten und die der Lebenden natürlich nicht getrennt. Ein Lebender kann aber durchaus die Welt der Toten betreten, ein Toter aber nicht die Welt der Lebenden, nämlich dann, wäre er kein Toter mehr.







Sonntag, 7. Juli 2013

Jeder Moment ist die Weltgeschichte

Als die Wolken am Himmel erstarrten,
als der Ruf der Krähe eine Ewigkeit in der Luft tanzte,
wie eine stürzende Tänzerin,
eine Eleganz,
die plötzlich der Schwerkraft erlegen war,
die mit der Vernunft der Leichtgläubigen
die Naturgesetze schroff einforderte,
war es bereits Samstag-Nachmittag
und die Sonne hatte sich hinter einem Wolkenkissen verdrückt.

Und unerbittlich forderte der Lauf der Zeit
sein Recht, damit jedes Drama einen Anfang habe und ein Ende.
Aber wie konnte mein Herz die Zeit anerkennen?
Wohnt nicht das Zeitlose im Herzen?

Ich atmete den Südwind ein, worin noch Gesänge tönten,
Gesänge, wie man sie auf den fernen Inseln zu singen weiß,
wo man die alten Geschichten kennt,
die Geschichten von damals,
als das Staunen größer war als die Vernunft,
als die Wunder in Reichweite herumlagen,
als das, was es zu erreichen galt, schon da war,
als eine leichte Liebe zwischen den Augen tanzte,
als ein Lachen war wie ein Duft
der Blume,
die am Anfang aller Dinge
ihre Blüte aufschlug.

Und diese Lieder, in denen man mit jedem Atemzug baden kann,
singen von einer Schale,
worin die Sterne kreisen,
und auch davon,
dass das Geheimnis der Welt
in den Augenblicken schläft,
dass es immer erwacht,
wenn du wirklich hinsiehst.

Und - sehe hin, sehe hin! - singt ein Chor
und Trommeln wirbeln dazwischen
- sehe hin, o nein, doch nicht so mein Schatz!
klatsche in die Hände und lass dein Herz schauen,
sonst siehst du es  nicht, mein Schatz!

Hast du nicht bemerkt, dass ich mir eine Blume ins Haar
geflochten habe. Das ist, weil ich bin wie die Erde,
wie die Erde, die der Sonne entgegen-blüht! -

Wenn dann wieder tiefe Stille ist im Herzen, worin das alte Lied
nachschwingt als langer ewiger Ton,
haben die Augenblicke Türen,
Türen hinter denen Gärten liegen,
worin Farben in kleinen Wellen dahingleiten,
um sich zu vereinen und Welten zu erbauen.
Jeder Moment ist die ganze Weltgeschichte.
Wer einen Moment erfasst hat,
hat die Ewigkeit geschmeckt.




Montag, 1. Juli 2013

Weggehen ist ankommen




In dieser Nacht, dieser Nacht, die sich wie ein sternenloser Traum über die Seelen legt, die wie ruhelos etwas zu suchen scheinen, die aber das Finden selbst aufgegeben haben und sich begnügen wollen mit dem Ordinären, aber dieses zu bitter schmeckt; weshalb sie auch angefangen haben zu zittern – in dieser Nacht.... Da diese Nacht auch so ist, wie eine Wand ohne Türen drin, und auch so ist, wie ein Wald, voll-gepackt mit Schatten und unheimlichen Wesen, darum haben die Seelen sich zusammen-gekauert auf kalter Erde.

So weit verlaufen und vergessen, wo das ist, Heimat. Oder war das nur ein Traum?
Ein Traum wie die Erinnerung an etwas, was unendlich schön war, aber man weiß nicht mehr, was es war. Etwas aber muss es gewesen sein.

Vielleicht ist ja diese kalte Nacht, deren Sterne ausgebrannt sind, der Brief nach Hause. Diese kalte Nacht und ein sich Klein-machen, um Platz zu machen, damit sich das ausbreiten kann, was nach Heimat schmeckt. Vielleicht, um im Aufgeben der Hoffnung, bereit zu sein für die Erfüllung. Vielleicht nur, um so leer zu sein, wie ein Gefäß, bereit dazu alles aufzunehmen, alles herzugeben.

Die Regeln in der Welt der Wunder sind die: Weggehen ist ankommen, finden ist verlieren.
So ist zu finden, wo man alles verloren glaubt, so kommt man an, wo man sich gänzlich verlaufen hat.

Bist du weit fort von der Heimat, so ruft sie dich am lautesten. Glaubst du dich verlassen, so ist die Wahrheit bei dir.

Darum sei dir alles eine Tür zu dem Zimmer, in dem alle Antworten warten auf dich, schon ewig.
Und niemand kann diese Tür verschließen.

Freitag, 21. Juni 2013

Freiheit ist nur die Erkenntnis, dass da niemand ist, der je ein Karma gehabt hat.

Sanduhr kleine Sanduhr, Materie. die willenlos sich hingibt dem Lauf der Zeit und selbst die Zeit erschafft, die sie verzehrt.

Je mehr wir die Zeit versuchen zu beherrschen, desto mehr beherrscht sie uns.
Wenn wir uns auf das Spiel der Zeit einlassen, haben wir bereits verloren.
Wir sind dann Teil von ihr geworden. Wir spielen auf ihrem Terrain. Wir akzeptieren ihre Regeln. Wir geben ihr die Macht über uns. Sie treibt uns, fesselt uns, zwingt uns ins Funktionieren.

Sie ist die Leine, an der wir durch das Labyrinth einer Welt voller Egos gezogen werden.

Mit etwas Abstand können wir sie philosophisch betrachten – dann zeigt sie uns höhnisch unsere eigene Vergänglichkeit auf, die Vergänglichkeit der Form. Unser Ende. Das Leid entsteht aus der Zeit, darum sagt man, dass dem Glücklichen keine Stunde schlägt. Aber selbst das Glück endet, solange wir mit der Form identifiziert sind. Das Glück muss enden. Das Glück ist der Schatten des Unglücks und umgekehrt. Dualismus.

Zeit erschafft Hoffnung. Sei frei von Hoffnung. Hoffnung ist nur die andere Seite von Befürchtung, also von eingebildeter Angst. Frei zu sein, heißt anzuhalten in der Zeit. Aus der Zeit zu fallen.
Was nicht heißt, dass formen sich nicht verändern. Was aber bedeutet hinter die Formen zu schauen.

Was liegt nicht in Zeit? Was bleibt. Was ist frei davon.

Der Gedanke, der ohne praktischen Nutzen mit der Zeit verbunden ist, baut die Illusion von Leid auf. Praktischer nutzen ist, ich besorge mir Brot, um es später zu essen. Unpraktische Gedanken beinhalten allesamt: könnte, sollte, hätte, müsste, muss!

Aber wie wird man frei von den Ketten der Zeit?

Die Antwort ist schockierend: Da ist niemand, der gefangen ist. Die Illusion kann nur eine Illusion
gefangen halten.

Das ist wie in diesem Witz. Ein Mann hat einen leeren Käfig dabei. Da fragt ihn jemand, warum er denn den leeren Käfig ständig mit herumträgt. Er sagt, da ist ein Mungo drin, sehen sie das denn nicht.
Aha, meint der andere, der dem Spinner nicht direkt widersprechen will, aber warum tragen sie einen Mungo mit sich herum?
Na gegen schlangen natürlich, der Mungo frisst die Schlangen! - ist die Antwort.
Aber, wendet der andere ein, es gibt hier doch keine richtigen Schlangen.
Darauf erhält er die Antwort: Das ist ja auch kein richtiger Mungo!

Solange wir mit imaginären Mungos nach imaginären Schlangen jagen, kann es nur eine eingebildete Freiheit geben. Alles findet innerhalb des Traumes statt.

Da wir schon frei sind, jetzt, besteht die Gefangenschaft aus dem Gedanken, dass wir uns befreien müssten! Es ist dann so, wie der Kampf der Fliege gegen das Spinnennetz – je mehr sie kämpft, umso mehr verwickelt sie sich darin.

An dieser Stelle sind die Gedanken der Leser leicht zu lesen, sie lauten:
Aber – ich kann das jetzt nicht erkennen?

Das halte ich für ziemlich trotzig.


Meine Antwort: Da ist niemand, der es erkennen könnte! Der es angeblich erkennen – KÖNNTE-
ist ja Teil der Illusion, ja geradewegs das Zentrum der Illusion! - Erkennen kann stattfinden, ja. Es wird dabei nicht etwas erkannt, was befreit. Es wird erkannt, dass Freiheit bereits ist.

Dieser Text ist nur eine deiner Illusionen, die in deinem Traum auftaucht, um zu sagen: Hey das ist nur ein Traum!

Das, was hinter dem Traum ist, das, worin der Traum entsteht, kann niemals erreicht werden, weil es immer da ist.

Du kannst auch nie besser, erleuchteter werden, als du schon bist – du bist schon das Beste, denn keine Seele ist getrennt von der Seele der Welt. Der Herzschlag des Universums und dein Herzschlag ist ein Klang. - vollkommen lautlose Stille und doch alle Töne in sich enthaltend.

Der Zeit gehört das, was vergänglich ist, was nicht vergänglich ist, das gehört der Ewigkeit.

Obwohl zwischen beidem auch keine Trennung besteht, kann die Zeit niemals die Ewigkeit und Zeitlosigkeit umfassen, nur umgekehrt. Die Zeit braucht die Form, die Gedanken. Das, was wir sind, kann in der Form sein, braucht sie aber nicht, ist unabhängig von der Form. Das heißt in der Welt sein, aber nicht von der Welt.

Darum ist die Form ja auch nicht schlecht, aber sei frei davon.
Sei das, was hinter der Form ist, was nicht kommt, nicht geht, sei dein wahres Wesen. Werde das, was du bist. Das heißt komme zurück, ziehe die Illusion zurück in dein Herz. Das ist nicht anstrengend, kein Kampf – anstrengend ist es, der Illusion zu folgen.

Dieses Herz ist der Mittelpunkt von allem. Vollkommene Freiheit. Unbedingt. Kein hätte, müsste, sollte, kein aber, keine Ursache, keine Wirkung, sonder die Ursache der Ursache selbst und somit ihr nicht unterworfen.

Die Hindus würden hier von einer Freiheit vom Karma reden. Freiheit ist nur die Erkenntnis, dass da niemand ist, der je ein Karma gehabt hat. Solange ein scheinbarer Jemand sich gegen das scheinbare Karma wehrt, wird dieser Jemand glauben, eines zu haben.

Du musst so lange unter dem Bett nachschauen, bis du erkennst, dass da wirklich keine Gespenster lauern.


Donnerstag, 6. Juni 2013

Ein Hauch geistert durchs Zimmer, ein Frösteln wird zum Kleid






Hier, wo falsche Engel
sich drehen im Lichterglanz,
sich durstig verbeißen,
in ihrem Traum von Glück,
scheint jeder Sieg Versagen,
heißt die Hoffnung Schmerz.

Es ist ein Zucken in den Leibern,
ein Tanz von Irrsinn gar,
ein Greifen und ein Raffen,
ein Schreien nach der Welt,
hier ein Suchen nach der Liebe,
da ein Grapschen nach dem Geld.

Sie fallen, diese Engel, sie fallen ohne Kraft,
sie fallen so wie Blätter,
in ihre eigene Nacht.
Es bedeckt der kalte Mond sie,
mit eisig kaltem Licht,
sie spüren nicht ihre Herzen,
sie spüren nur ihr Leben,
das in ihnen langsam bricht.

Ein letztes Greifen in die Leere,
ein letztes Wort noch, ohne Klang,
ein Name, den sie rufen,
doch niemand, der ihn hört,
die Stille, die erdrückt sie,
das Herz wird ihnen bang.

Die Uhren rasen vorwärts,
die Zeit hält niemand auf,
die Gedanken scharren Gräber
im Feld der Erinnerung.

Ein Hauch geistert durchs Zimmer,
ein Frösteln wird zum Kleid,
die Tränen schmecken salzig,
in leerer Ewigkeit.
Die Hoffnung legt sich schlafen,
alle Türen gehen zu,
das Ich, das wird zum Zittern,
die Augen suchen Ruh.

Ein Kind irrt durch die Träume
und findet nicht mehr heim,
es irrt und fragt einen jeden,
was Leben eigentlich sei.
Eine Antwort kam noch nie.


Steh auf und gehe, gehe deinen alten Lauf!
Wo falsche Engel drehen sich im Lichterglanz.
Ach, du bist zerbrochen, zerbrochen an deinem eigenen Tanz!
Ein dahingeworfener Engel mit Scherben in der Hand,
Scherben zerbrochenen Glückes und nie gehabter Ruh!

Was heißt hier, du willst sterben, in dieser kalten Nacht,
wo alle Träume sich selbst schon umgebracht?
Die Nacht ist gerade recht, so wie sie gerade ist,
denn die rechte Zeit kommt nie,
die ist schon immer da.
Nee, sterben kannst du morgen
und leben kannst du heut.


Mittwoch, 5. Juni 2013

Es ist die Freiheit zu sein, so wie du bist, in dem, was ist!

Manche Leute sagen: Das Universum ist eine Schüssel Grießbrei. ---  Und das ist tatsächlich das Einzige, was sie sagen. Ich will nicht das Gegenteil davon behaupten, aber niemand hat etwas davon.
Was will man auf Dauer mit einer großen Schüssel Brei? Ein Brei, der sich ins Unendliche ausdehnt?!



Um zu erkennen, dass das Universum eine Schüssel Grießbrei ist, der ständig überkocht, reicht es. ... ja nun, mancher stößt mit dem Kopf irgendwo gegen. Mensch, das Universum ist Grießbrei, ich bin Grießbrei, alles ist Grießbrei, wir alle sind ein großer Brei! Und einige erdreisten, sich diese Weisheiten auch noch öffentlich zu verkünden! Sie nennen es dann Erwachen!



Bringt uns das einen Schritt weiter?



Obwohl tatsächlich alles Grießbrei ist - ja du auch und ich und er, sie es ... alles dieselbe Substanz, so wird doch kräftig herumgerührt in dem Brei, dass viele Formen darin entstehen und vergehen.
In der Form ist eben nicht nur alles ein Brei.



Die grundlegende Verwechslung ist ja nur, dass wir uns mit einer speziellen Form des Breis identifizieren, dass es da uns gibt und ein Schicksal, das uns trifft. Wir glauben an eine Trennung.
Aber wir sind unser Schicksal, wir können es weder bekämpfen noch annehmen - dann das würde eine Trennung voraussetzen. Das bedeutet aber nicht, dass die Formen, also die Erscheinung bedeutungslos wäre. Obwohl sie keinen Sinn hat, sondern sie der Sinn in sich selbst ist, hat sie einen Wert. Sie ist das göttliche Spiel. Die Frage ist, ob wir Sklave der Erscheinung sind.
Wir können auch gerade dann ihr Sklave sein, wenn wir sie zu beherrschen versuchen (na dann besonders!).

Die Wahrheit ist einfach und manches Mal ist sie wie die hinduistische Göttin Kali, die Vernichterin, die die Welt (der Erscheinungen, Illusion) zu Scherben tanzt. Und die Wahrheit lehrt uns, dass wir vollkommen machtlos sind. Ich kann nichts anderes sagen. Man kann sofort die Website schließen und heulend zur nächsten Esoterik-Bücherei rennen, um sich wieder aufzubauen, wenns unbedingt sein muss.

Das Paradoxe ist aber auch, dass diese Machtlosigkeit gleichsam die vollkommene Macht ist.
Hingabe, die geschieht – und jetzt wird das mit der Hingabe mal vom Kopf auf die
Füße gestellt - ist Folge der Einsicht in das Wesen der Dinge.

Denn DU kannst dich nicht hingeben!
Es widerspricht ja geradezu dem Wesen des Ichs. Wenn es sich scheinbar hingibt, tut es das nur, um sich zu bestätigen. Hingabe – von der ich mir anmaße zu reden, heißt vollkommende Hingabe.
Es heißt ja gerade die Hingabe des Ich-Gedankens!!! (der schon immer hingegeben war). Es gibt nur Hingabe auf der Welt. Nur wenn diese bewusst geschieht, hat sie im Leben den erlösenden Effekt.

Und warum ist diese Machtlosigkeit, die in Hingabe liegt, die vollkommene Macht?

Nun, die Illusion des Ichs fällt wieder in seine Quelle zurück. Damit ist die Identifikation mit dem Gedankenkonstrukt „Ich“ beendet.

 Damit existiert auch keine Trennung mehr von Ich und Irgendwas. Und die Quelle ist eben die Allmacht. Da die Illusion der Trennung von Quelle tot ist, gibt es kein erträumtes Ich mehr, das eingeschränkt sein könnte. Darum ist auch die stärkste Bindung (zur Quelle nämlich) , die größte Freiheit. Kann man auch Liebe nennen. Es ist die Freiheit zu sein, so wie du bist, in dem, was ist!








Meditationsvideo Meditationsanleitung 1


Eine Meditation, ist eine Trilogie geplant, als nächstes - ein grafisch aufwendiges Projekt, ein kleiner Trickfilm mit Meditationstext,.

Samstag, 25. Mai 2013

Die schnellste Weg in den Himmel geht durch die Hölle

Die schnellste Weg in den Himmel geht durch die Hölle.
Absolut wahr, wenn Bereitschaft da ist, der Hölle offen und schutzlos zu begegnen, sozusagen mit offenen Armen, hat sie ihre Macht verloren. Die Hölle lebt von der Angst, ist Kontraktion, die in der Offenheit nicht existieren kann. Annehmen heißt nicht, dass wir alles hinnehmen müssen.
Ich schreibe das nur für den Verstand, der immer solche Einwürfe …



Dennoch fangen wir etwas tiefer an, lassen wir das für manchen als extrem Erscheinende einmal beiseite, obwohl es gar nicht mehr so extrem erscheint, wenn man es tut, nur eben, wenn man darüber nachsinnt.
Ja,ja – das Nachsinnen. Das einzig Nützliche daran ist ja, dass es Kalorien verbrennt, ohne dass man sich bewegt!



Also, ja gut, ich bin heute mal harmlos und lasse die Hölle da, wo sie ist, und wende mich einer nahezu unbekannten Region des Universums zu - dem Körper.
Nun bleibt mal ganz ruhig! Nicht immer gleich dieser Widerspruch! Nur, weil ihr glaubt, einen Körper gemietet zu haben, habt ihr noch lange nicht den Beipackzettel des Betriebes gemäß der Anweisung des Herstellers gelesen.
Ich rede hier vom Zusammenhang von Geist und Körper. Der Körper arbeitet nicht unabhängig von unserem geistigen Raum, obwohl das die Zivilisation oft suggeriert, um die Körper-Geist-Einheit Mensch für den Arbeits- und Konsumprozess besser nutzen zu können. Körper steht hier oberflächlich als Arbeitsmittel, als Mangelobjekt (das seine Vervollkommnung erst durch Konsumierung von Produkten erhält – Mode ect.) Also Verdinglichung zum Marktprodukt mit Warenwert.



Schon der Philosoph Seneca berichtete von einem reichen Römer, der von seinen Dienern aufgerichtet wurde, und der dann fragte: Sitze ich schon?
Wir reden hier von Entfremdung. Diese Entfremdung ist natürlich nicht nur Resultat kultureller Propaganda, sondern der Entwicklung selbst, die der Einzelne durchläuft im Sozialisierungsprozess.
Die Propaganda greift hier nur das Entfremdete auf, um es nochmals und permanent in die entfremdete Gesellschaft zu integrieren.
Jedes Erleben spiegelt und verfestigt sich im Körper, jede Verdrängung bildet nicht nur typische Gedankenschleifen mit den daran angebundenen Emotionen, sondern durchzieht wie ein Wurzelgeflecht den gesamten Organismus.
Da kulturelle Überlagerungen des Natürlichen und gelernte Verdrängungsmechanismen die natürliche Abreaktion von Stress blockieren, verbleibt davon viel im Körper und setzt sich als Spannungsmuster fest.
Und da hinein die Wahrnehmung zu richten, heißt dem Körper wieder zu neuer Durchlässigkeit zu verhelfen. Das heißt auch, eine feinere Wahrnehmung sich zu erlauben. Es ist eine Art von Rückgewinnung seiner Selbst, ein Zurückholen von Teilen, ein Integrieren.



Oft geht ja der Blick nur nach oben, himmelwärts, und da oben ist auch was, aber den Himmel sozusagen auf die Erde zu bringen, heißt Materie zu sein, auch. Wir sind nicht nur Materie, aber solange wir als solche erscheinen, hat es nichts mit Spiritualitat zu tun, wenn wir sie verleugnen.










Dienstag, 21. Mai 2013

Im fernen Land der Namenlosen

Im fernen Land der Namenlosen, da ist ein jeder so, wie der Wind ist, der, einmal losgelassen von sich selbst, zur Reise wird, die ihr Ziel nicht kennt. Aber was lässt sich sagen von diesem Land. Hast du es betreten, legt dir ein Engel seinen Finger auf den Mund, damit niemand deine Worte versteht. Also bleibt nur das herumreden.

Stelle dir vor, dass dort jede Bewegung vom Herzen ausgeht und wieder darin endet. Stelle dir vor, dass dort alles eine Bewegung ist, die so wie eine Welle rollt, die es nicht eilig hat und immer zur rechten Zeit ankommt.

Es ist dort alles immer ganz weiß, mal Schnee, mal Blüten, ja nach Jahreszeit. Es nie zu kalt oder zu warm, es ist immer gerade recht, wie es ist. Und wenn du dort jemanden anschaust, ist es immer so, als würdest du einem Baby in die Augen sehen, und es ist auch so, als würde ein Engel durch einen Engel hindurchgehen, oder als würde Gott in Gott hineinfließen.

Die Tage dort sind ein großes Spielzimmer und man bleibt dort immer Kind. Es gibt dort keine Regeln, da alles, was man tut, richtig ist. Niemand spürt die Grenzen seines Körpers, jeder darf sich jederzeit ins Unendliche ausdehnen. Es gibt dort auch keine Dinge, die nicht frisch und neu wären, gleichsam ist aber alles vertraut.

Es gibt dort auch keine Fragen, nur Antworten. Stellt jemand Fragen, weiß man, es ist nur ein Spiel und nicht ernst gemeint. Weint man dort, so ist das eine Freude und die Tränen werden zu Edelsteinen in denen hübsche Bilder tanzen.

Im Lachen schwingt eine sanfte Trauer, die wie Liebe ist, die wie ein Duft ist und so schön, dass man gleich vor Freude wieder weint.

Alles ist dort wie der Wind. In den Augen der Menschen wohnt ein Sternenhimmel und ihren Worten wohnt eine ganze Welt. Schweigen sie ist dort, ist ein endloser Frieden gegenwärtig.

Darum gehe in dieses Land. Aber die Landkarte, die es dir anzeigt, wirst du nicht finden. Du musst blind gehen und bereit sein, nie mehr zurückzukehren. Du musst voll Vertrauen sein und darfst nicht zweifeln. Du musst jetzt aufbrechen. Morgen ist es zu spät, gestern war es zu früh.

Nein, du kannst nichts mitnehmen. Auch den Koffer nicht, den du bei den anderen Reisen bei dir hattest. Nein, dieses Erinnerungsstück auch nicht. Auch nicht das Buch dort, dass dir einst Trost gegeben hat. Nichts, nichts kannst du mitnehmen. Willst du etwas mitnehmen, kannst du die Reise vergessen. Jedes Gepäckstück ist zu schwer.

Um mit dem Wind zu reisen, musst du selber zum Wind werden. Und nein, Fragen stelle nicht. Gebe keine Antworten, lass all dein Wissen hier, all dein Richtig und Falsch. Nein, schaue nicht noch einmal in den Spiegel. Vergesse dein Gesicht. Gehe jetzt. Schau dich nicht noch einmal um. Vergesse mich.

Vergesse mich, so schnell es geht. Wir werden uns in dem Land treffen, wohin der Wind dich weht. Wir werden uns treffen als Fremde, ohne eine Geschichte. Du wirst mich erkennen und nicht wissen, wer ich bin. Du wirst mir deinen Namen sagen wollen, jedoch die Stimme versagt dir. Dir wird klar, wir brauchen keine Namen.