Freitag, 22. November 2013

Durch Himmel und Hölle

So gerne würde man springen, die Hölle verlassen und in den Himmel springen. Das ist ein Traum.
Niemand kann springen. Hölle ist Hölle, Himmel ist Himmel. Mit der Wahrheit hat das nichts zu tun. Sie bleibt unberührt vom Feuer, von der Seligkeit. Ist da Höllenfeuer, dann ist da Höllenfeuer.
Aber die Hölle ist leer. Da ist niemand drin. Das bedeutet nicht, dass das Feuer nicht erfahren wird. Nur eben: Das Feuer erfährt niemand. Da ist Erfahrung, Unbehaglichkeit, Groll – was immer, aber das Wesentliche ist nicht berührt davon. Gleichsam ist es vollkommen berührt. Das ist das Mysterium. Es geht ins Feuer und brennt nicht, es fliegt durch den Himmel und hat sich doch nie von der Erde gelöst.

Das Wesen ist wie das Meer, seine Wellen können hoch aufsteigen, aber die fallen wieder zurück. Es hat keine Grenze und zieht doch jede Grenze.
In dem Moment, wo es so aussieht, als sei hier jemand, der in der Hölle schmort oder durch den Himmel fliegt, entsteht eine komplexe Illusion. Die Hölle scheint nicht mehr leer. Die Welle träumt, sie würde eine getrennte Existenz haben.

Darum kann niemand Erwachen, weil da niemand ist, der erwachen könnte. Was ist das für eine fatale Illusion, zu meinen, man wäre erwacht! Auch zu meinen, man wäre nicht erwacht, ist irgendwie genauso Gaga. Wer soll bitte erwacht oder unerwacht sein!

Es ist das, was es aus sich selbst ist. Man kann allerdings das das Erwachen nennen, was die Illusion abfallen lässt. Das heißt, dass selbst, wenn die Illusion auftauchen sollte, niemand da ist, der danach greift. Ihre Wurzel ist durchschnitten. Sie hat keine Kraft mehr, auf Dauer zu bestehen. Sie fällt dahin zurück, woher sie kam.

Das aber, das ist kein Zustand, der zu erstreben wäre. Es ist das, was man schon ist. Man ist alles, was die Illusion nicht ist. Der Traum mag spinnen, was er will – es ist nicht wahr. Da mag ein Ego herumtanzen wie verrückt, aber es ist nur eine Kasperpuppe. Und es ist sinnlos diese Puppe zu verehren oder zu bekämpfen – sie hat kein eigenes Leben. Man ist jetzt hier bereits erlöst. Egal ob man in der Hölle schmort oder durch den Himmel fliegt, so ist das wahre Wesen jenseits davon und nicht getrennt davon. Aber, wie gesagt, das ist das Mysterium. Kein Gedanke kann es fassen.

Sonntag, 17. November 2013

Was ist wirklich?









Realitätsflucht ist das normale Leben. Das Leben scheint somit meistens Flucht, Flucht vor dem Leben. Wissen, Einteilungen, Gedanken, Meinungen, Vorstellungen - das wird oft als Realität akzeptiert. Nichts von dem kann auf etwas Wahres hinweisen. Das muss man mal jemanden Sagen - na der wird entweder aggressiv oder hält dich für blöde. Das ist die Welt vieler Menschen. Sie bewegen sich scheinbar in Vorstellungen. Sie halten sich für die Vorstellung, die sie von sich haben. Besser gesagt, für die Vorstellung, die erscheint. Das nennt man Ich.

Gedanken suchen Kontrolle, sie suchen nach Fehlern, nach Lösungen. Sie sind Werkzeuge, die ihre Nützlichkeit an praktischen Problemen zeigen können. Vom Leben an sich, da können sie nichts verstehen. Das ist so, als könnte ich mit einem Schraubenzieher das ideale Leben führen und alle Probleme damit lösen. Der Schraubenzieher ist nützlich, um eine Schraube festzudrehen.
Der Verstand selbst nun hängt im verzweifelten Versuch, ein Werkzeug zu benutzen für Dinge, zu denen es nicht taugt, auch noch den Ich-Gedanken ran. Jetzt wird es wirklich wichtig. Ich will, ich muss, ich brauche Kontrolle, ich habe eine wichtige Geschichte.


Aber ist das wirklich wahr? Ist da nicht nur ein weiterer Gedanke? Bist du wirklich ein Gedanke? Ja, es ist Unsinn, denn wie kannst du ein Gedanke sein! Gedanken kommen und gehen. Aber irgendwann wird jeder Unsinn als Realität empfunden, wenn er nur oft genug geglaubt wird. Und alle diese Gedanken sind Grenzen.

Wir merken vielleicht, dass da irgendetwas nicht stimmt, und wollen uns befreien. Nur ein eingebildetes Ich kann man nicht befreien. Es war nie gefangen, da es nie wirklich war, nur so schien.
Was nun ist wahr? Wahr ist das, was bleibt, wenn alle Illusionen verschwinden. Ein Ich entsteht immer auf der Zeitlinie. Aber was ist wirklich jetzt? Was ist jenseits der Vorstellung von Ich - von - meine Story? Was ist wirklich hier? Was kommt und geht nicht? Habe ich wirklich eine Kontrolle in diesem Augenblick?

Das Ich ist ein Panzer, es will Kontrolle, Schutz, Sicherheit. Aber das gibt es nicht. Und das ist vielleicht wirklich hart, aber so ist es. Aber hören will es kaum jemand. Man will hören, wie man sich weiter entwickelt, wie man stark wird, man will etwas von einer Vorstellung von Erleuchtung hören. Man will jeden Moment besser haben, als es ist. Die Gedanken sind Verbesserer.

Und irgendwann, wenn uns alles zu bunt wird, gehen wir auf die spirituelle Suche. Besonders wichtig. Ein spirituelles Ich. Dann ist nur Freude, dann gibt es nur gute Momente, dann mache ich keine Fehler mehr! Bullshit! Das ist das, was der Gedanke träumt. Eine Illusion.

Was du wirklich bist, hat keine Ahnung davon. Es ist einfach da. Es hat keinen Schutz. Der Moment ist, wie er ist. Er ist vielleicht nicht so perfekt, aber wen kümmert es? Das, was du bist, ist unberührt davon - gleichsam aber nicht getrennt davon. Es ist paradox. Hier ist Wahrnehmung, das ist alles. Alles ist da drinnen, auch die Gedanken. Da ist Wahrnehmung, aber keine Grenze, kein Ich, kein Du. Da ist Nicht-Wissen, etwas, was nicht verstehbar ist. Es ist immer da, immer da gewesen, war nie weg. Und du bist es bereits. Der Weg ist der Nicht-Weg. Wenn du hingehst, gehst du weg. Wenn du es suchst, kannst du es nicht finden. Stellst du es dir vor, dann ist es das nicht.

Es ist jetzt hier, aber natürlich will ein Gedanke das sofort reparieren, weil es nicht genug sein kann, nicht alles - und auch viel zu einfach. Das ist es schon? - Unsinn! Wo ist das Licht, mein Heiligenschein! Was du bist, das ist unabhängig von dem allem. Ein Hochgefühl kommt und geht, ein unbehagliches Gefühl kommt und geht. Die Gefühle werden gefühlt, die Gedanken plappern vielleicht. Es hat keine Bedeutung. Das ist Freiheit. Alles ist der vollkommene Friede, egal was geschieht. Der Körper reagiert, Emotionen kommen. Ganz gewöhnlich. Nichts Besonderes. Da ist kein Ich, das besondere Erfahrungen sucht.

Donnerstag, 7. November 2013

Ego


Ja, gewiss, da ist kein Unterschied zwischen Ego und der Wahrheit. Vielleicht von der Seite des Egos. Und natürlich ist ein Ego zu definieren, es ist anders. Wem das Ego weg-flutscht, der sieht das schon klar.

Ein Ego will immer etwas. Es will immer etwas haben, oder es will etwas loswerden. Es weiß immer Bescheid, hat immer eine Meinung. Ist es mal hilflos, kann es das kaum ertragen. Es weiß immer, was richtig ist und falsch. Das weiß es nicht wirklich, glaubt aber daran und verteidigt diesen Glauben oftmals bis zum bitteren Ende.

Das Ego ist immer irgendwie clever, oder will es zumindest sein. Es hat immer einen Hintergedanken. Es ist nie gedankenfrei. Es ist unter Spannung, es hat immer was vor. Es schielt auf Gewinn, ob der Organismus sich dabei wohlfühlt oder nicht. Es will das Leben steuern, die Kontrolle haben, krampfhaft. Es ist der Wahnsinn. Und es will mehr von alledem. 
 
Es ist überall, nur nie hier. Es lebt von Vergangenheit und Zukunft und von Vergleichen. Eigentlich lebt es gar nicht. Es ist eben eine Illusion. Aber es wird von fast überallher bestätigt, es wird unterstützt von der Gesellschaft. Es scheint normal.

Es ist Kampf, wenn genau hingeschaut wird. Es findet keine Ruhe. Es bewegt sich auf eine phantasierte Zukunft zu.

Die Wahrheit sieht anders aus. Und niemand, der das Ego liebt, wird das glauben. In Wahrheit ist es nämlich vollkommen machtlos, es hat nicht die geringste Kontrolle. Es hat nicht die geringste Möglichkeit irgendetwas zu erkennen. Es ist das, was die Erkenntnis verdunkelt. Es kann sich nicht befreien. Es ist selbst der Käfig. Es ist zänkisch, rechthaberisch, selbstgefällig. Aber das kann nicht gesehen werden vor seiner Zeit.
Es ist nicht schlecht, es ist nur einfach so. Es ist ein Teil des Spieles. Aber was lohnt es sich, daran festzuhalten?