Das Lied des Tages
Wenn die Sonne als frühes Auge,
die Schatten löscht mit goldenem
Schein,
wenn in ungetaufter Morgenstunde,
die Vögel singen und die Geister nach
Erlösung schreien,
haben junge Herzen sich erhoben
aus ihren Träumen, aus des Schlafes
tiefem Dunst,
zu empfangen millionen Lichter,
eingewebt in des Tages wilde Kunst,
die so brennt wie ein Sehnen,
ein Sehnen, wie der Herzen tiefster
Schrei,
ein Durst, der Meere trinken will mit
aller Gier,
ein Durst, der nur beginnt, der nie
vorbei!
Über diesem ruhelosen Treiben,
dem Tanz der Leiber, getrieben von der
Zeit,
steht die Sonne einsam still,
ein Stern in feuriger Gelassenheit.
Und all das Licht, all das Leben,
strömt von dir, du Stern der Sterne.
Wir Menschen verflechten uns zum
Schicksal,
du aber strahlst in fernster Ferne.
Unberührt und ungebunden,
Licht, das jeden Tag gebärt,
zeigst du an die Lebensstunden,
in einem Maß, das ewig währt.
Wir sind vergänglich, wie die Tage,
wir leuchteten so gerne wie du.
Wir aber brennen nur wie Feuer,
du aber strahlst in tiefster Ruh.
Es heißt in den ganz alten Sängen,
in Sängen vom Beginn der Zeit,
dass alles Traum sei, Trugbild nur,
wenn wir zum Wachsein nicht bereit.
Wenn sich die Augen aber öffnen,
nach langem Irren, langem Traum,
sind wir selber Sonnen, Sterne,
Lichter,
hoch schwebend dort im Weltenraum.
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