Dienstag, 27. August 2013

Lied des Tages









Das Lied des Tages


Wenn die Sonne als frühes Auge,
die Schatten löscht mit goldenem Schein,
wenn in ungetaufter Morgenstunde,
die Vögel singen und die Geister nach Erlösung schreien,

haben junge Herzen sich erhoben
aus ihren Träumen, aus des Schlafes tiefem Dunst,
zu empfangen millionen Lichter,
eingewebt in des Tages wilde Kunst,

die so brennt wie ein Sehnen,
ein Sehnen, wie der Herzen tiefster Schrei,
ein Durst, der Meere trinken will mit aller Gier,
ein Durst, der nur beginnt, der nie vorbei!

Über diesem ruhelosen Treiben,
dem Tanz der Leiber, getrieben von der Zeit,
steht die Sonne einsam still,
ein Stern in feuriger Gelassenheit.

Und all das Licht, all das Leben,
strömt von dir, du Stern der Sterne.
Wir Menschen verflechten uns zum Schicksal,
du aber strahlst in fernster Ferne.

Unberührt und ungebunden,
Licht, das jeden Tag gebärt,
zeigst du an die Lebensstunden,
in einem Maß, das ewig währt.

Wir sind vergänglich, wie die Tage,
wir leuchteten so gerne wie du.
Wir aber brennen nur wie Feuer,
du aber strahlst in tiefster Ruh.

Es heißt in den ganz alten Sängen,
in Sängen vom Beginn der Zeit,
dass alles Traum sei, Trugbild nur,
wenn wir zum Wachsein nicht bereit.

Wenn sich die Augen aber öffnen,
nach langem Irren, langem Traum,
sind wir selber Sonnen, Sterne, Lichter,
hoch schwebend dort im Weltenraum.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen