Realitätsflucht ist das normale Leben.
Das Leben scheint somit meistens Flucht, Flucht vor dem Leben.
Wissen, Einteilungen, Gedanken, Meinungen, Vorstellungen - das wird
oft als Realität akzeptiert. Nichts von dem kann auf etwas Wahres
hinweisen. Das muss man mal jemanden Sagen - na der wird entweder
aggressiv oder hält dich für blöde. Das ist die Welt vieler
Menschen. Sie bewegen sich scheinbar in Vorstellungen. Sie halten
sich für die Vorstellung, die sie von sich haben. Besser gesagt, für
die Vorstellung, die erscheint. Das nennt man Ich.
Gedanken suchen Kontrolle, sie suchen
nach Fehlern, nach Lösungen. Sie sind Werkzeuge, die ihre
Nützlichkeit an praktischen Problemen zeigen können. Vom Leben an
sich, da können sie nichts verstehen. Das ist so, als könnte ich
mit einem Schraubenzieher das ideale Leben führen und alle Probleme
damit lösen. Der Schraubenzieher ist nützlich, um eine Schraube
festzudrehen.
Der Verstand selbst nun hängt im
verzweifelten Versuch, ein Werkzeug zu benutzen für Dinge, zu denen
es nicht taugt, auch noch den Ich-Gedanken ran. Jetzt wird es
wirklich wichtig. Ich will, ich muss, ich brauche Kontrolle, ich habe
eine wichtige Geschichte.
Aber ist das wirklich wahr? Ist da
nicht nur ein weiterer Gedanke? Bist du wirklich ein Gedanke? Ja, es
ist Unsinn, denn wie kannst du ein Gedanke sein! Gedanken kommen und
gehen. Aber irgendwann wird jeder Unsinn als Realität empfunden,
wenn er nur oft genug geglaubt wird. Und alle diese Gedanken sind
Grenzen.
Wir merken vielleicht, dass da
irgendetwas nicht stimmt, und wollen uns befreien. Nur ein
eingebildetes Ich kann man nicht befreien. Es war nie gefangen, da es
nie wirklich war, nur so schien.
Was nun ist wahr? Wahr ist das, was
bleibt, wenn alle Illusionen verschwinden. Ein Ich entsteht immer auf
der Zeitlinie. Aber was ist wirklich jetzt? Was ist jenseits der
Vorstellung von Ich - von - meine Story? Was ist wirklich hier? Was
kommt und geht nicht? Habe ich wirklich eine Kontrolle in diesem
Augenblick?
Das Ich ist ein Panzer, es will
Kontrolle, Schutz, Sicherheit. Aber das gibt es nicht. Und das ist
vielleicht wirklich hart, aber so ist es. Aber hören will es kaum
jemand. Man will hören, wie man sich weiter entwickelt, wie man
stark wird, man will etwas von einer Vorstellung von Erleuchtung
hören. Man will jeden Moment besser haben, als es ist. Die Gedanken
sind Verbesserer.
Und irgendwann, wenn uns alles zu bunt
wird, gehen wir auf die spirituelle Suche. Besonders wichtig. Ein
spirituelles Ich. Dann ist nur Freude, dann gibt es nur gute Momente,
dann mache ich keine Fehler mehr! Bullshit! Das ist das, was der
Gedanke träumt. Eine Illusion.
Was du wirklich bist, hat keine Ahnung
davon. Es ist einfach da. Es hat keinen Schutz. Der Moment ist, wie
er ist. Er ist vielleicht nicht so perfekt, aber wen kümmert es?
Das, was du bist, ist unberührt davon - gleichsam aber nicht
getrennt davon. Es ist paradox. Hier ist Wahrnehmung, das ist alles.
Alles ist da drinnen, auch die Gedanken. Da ist Wahrnehmung, aber
keine Grenze, kein Ich, kein Du. Da ist Nicht-Wissen, etwas, was
nicht verstehbar ist. Es ist immer da, immer da gewesen, war nie weg.
Und du bist es bereits. Der Weg ist der Nicht-Weg. Wenn du hingehst,
gehst du weg. Wenn du es suchst, kannst du es nicht finden. Stellst
du es dir vor, dann ist es das nicht.
Es ist jetzt hier, aber natürlich will
ein Gedanke das sofort reparieren, weil es nicht genug sein kann,
nicht alles - und auch viel zu einfach. Das ist es schon? - Unsinn!
Wo ist das Licht, mein Heiligenschein! Was du bist, das ist
unabhängig von dem allem. Ein Hochgefühl kommt und geht, ein
unbehagliches Gefühl kommt und geht. Die Gefühle werden gefühlt,
die Gedanken plappern vielleicht. Es hat keine Bedeutung. Das ist
Freiheit. Alles ist der vollkommene Friede, egal was geschieht. Der
Körper reagiert, Emotionen kommen. Ganz gewöhnlich. Nichts
Besonderes. Da ist kein Ich, das besondere Erfahrungen sucht.
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