Vielleicht bin ich das letzte Wort
vielleicht sollte ich ein Gedicht schreiben,
eines, anders als diese Gedichte,
die so klug sind in ihrer Schwere,
dass sie taumeln,
nicht fliegen.
Im Fluge will ich schreiben, brennend,
schreiben mit Tinte, dicker als Blut,
Tinte, die unsichtbar die Spuren nachzeichnet,
die niemand je gegangen ist.
Dieses zarte Sterben sei mein Papier,
das den Augenblicken innewohnt,
oder das Atmen einer Blume,
die keine Blume ist.
sondern ein Mensch,
vergehend in Zeit,
suchend nach Halt,
den der Abgrund nicht bietet,
der alles frisst.
Wir haben keinen Halt,
wir sind Haltlosigkeit,
ein Treiben im Fluss,
ein Lied im Orkan.
Entkommen der Formen, geflüchtet
vom Vernünftig-sein,
dem Wissen entkommen,
den Rollen der Schauspieler,
entkommen der Spieluhr in unserem Kopf,
dem Zögern und der Rechtschaffenheit.
Vielleicht bin ich das letzte Wort,
wäre dem so, dann trüge ich Flügel
aus Sternstaub, flöge durch
Welten, durch Herzschläge,
durch Gespräche der Unwichtigkeit,
durch den stockenden Atem
Sterbender, durch einen ewigen Liebeschwur
seliger Menschenkinder
gebettet in einem Saum aus Zeitlosigkeit.
Könnte ich doch ein Feuer legen,
Feuer in die Herzen setzen und Lichter in die Träume,
könnte ich doch selbst den Schlaf,
den kleinen Tod erhellen,
und Lieder singen, die sich weiter-singen ohne mich,
ich vergäße sie bald, und doch wären sie ganz ich,
nur ohne Erinnerung an die Zeiten ohne Tanz.
Und so würde ich die falschen Kleider
reißen von all den falschen Worten,
und falsches Lächeln von den Gesichtern,
die niemanden gehören,
die sich umdrehen nach den versäumtenTagen
und bitter sind,
ein giftiger Absinth,
ein Sterben vor der Zeit,
ein lebloses Leben
in Gedanken eingeschnürt,
in Meinungen, Urteile.
Die schlimmsten Gefängnisse
sind unsichtbar,
man trägt sie mit sich herum,
wie eine Schnecke
ein viel zu schweres Haus,
das erdrückt, lähmt, zerquetscht.
Darum,
was sind die schönen Worte
die Dichter träumen,
die keine sind,
sondern Bürokraten der Sprache,
die sich ein wenig zu wichtig nehmen?
Darum sei mein Papier, dieser eine,
eine Augenblick, dieser Atem,
der mich unsicher macht und klein,
der dennoch nichts von meiner Größe nimmt,
in der alles Kleine seinen Platz findet,
wie ein Zittern in schützender Hand.
Wie oft suchte ich Lichter wie diese in
diesen Augen, die alles sehen und gleichsam
bedeckt sind
vom tiefsten Schlaf
einer Seligkeit.
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