Freitag, 21. Juni 2013

Freiheit ist nur die Erkenntnis, dass da niemand ist, der je ein Karma gehabt hat.

Sanduhr kleine Sanduhr, Materie. die willenlos sich hingibt dem Lauf der Zeit und selbst die Zeit erschafft, die sie verzehrt.

Je mehr wir die Zeit versuchen zu beherrschen, desto mehr beherrscht sie uns.
Wenn wir uns auf das Spiel der Zeit einlassen, haben wir bereits verloren.
Wir sind dann Teil von ihr geworden. Wir spielen auf ihrem Terrain. Wir akzeptieren ihre Regeln. Wir geben ihr die Macht über uns. Sie treibt uns, fesselt uns, zwingt uns ins Funktionieren.

Sie ist die Leine, an der wir durch das Labyrinth einer Welt voller Egos gezogen werden.

Mit etwas Abstand können wir sie philosophisch betrachten – dann zeigt sie uns höhnisch unsere eigene Vergänglichkeit auf, die Vergänglichkeit der Form. Unser Ende. Das Leid entsteht aus der Zeit, darum sagt man, dass dem Glücklichen keine Stunde schlägt. Aber selbst das Glück endet, solange wir mit der Form identifiziert sind. Das Glück muss enden. Das Glück ist der Schatten des Unglücks und umgekehrt. Dualismus.

Zeit erschafft Hoffnung. Sei frei von Hoffnung. Hoffnung ist nur die andere Seite von Befürchtung, also von eingebildeter Angst. Frei zu sein, heißt anzuhalten in der Zeit. Aus der Zeit zu fallen.
Was nicht heißt, dass formen sich nicht verändern. Was aber bedeutet hinter die Formen zu schauen.

Was liegt nicht in Zeit? Was bleibt. Was ist frei davon.

Der Gedanke, der ohne praktischen Nutzen mit der Zeit verbunden ist, baut die Illusion von Leid auf. Praktischer nutzen ist, ich besorge mir Brot, um es später zu essen. Unpraktische Gedanken beinhalten allesamt: könnte, sollte, hätte, müsste, muss!

Aber wie wird man frei von den Ketten der Zeit?

Die Antwort ist schockierend: Da ist niemand, der gefangen ist. Die Illusion kann nur eine Illusion
gefangen halten.

Das ist wie in diesem Witz. Ein Mann hat einen leeren Käfig dabei. Da fragt ihn jemand, warum er denn den leeren Käfig ständig mit herumträgt. Er sagt, da ist ein Mungo drin, sehen sie das denn nicht.
Aha, meint der andere, der dem Spinner nicht direkt widersprechen will, aber warum tragen sie einen Mungo mit sich herum?
Na gegen schlangen natürlich, der Mungo frisst die Schlangen! - ist die Antwort.
Aber, wendet der andere ein, es gibt hier doch keine richtigen Schlangen.
Darauf erhält er die Antwort: Das ist ja auch kein richtiger Mungo!

Solange wir mit imaginären Mungos nach imaginären Schlangen jagen, kann es nur eine eingebildete Freiheit geben. Alles findet innerhalb des Traumes statt.

Da wir schon frei sind, jetzt, besteht die Gefangenschaft aus dem Gedanken, dass wir uns befreien müssten! Es ist dann so, wie der Kampf der Fliege gegen das Spinnennetz – je mehr sie kämpft, umso mehr verwickelt sie sich darin.

An dieser Stelle sind die Gedanken der Leser leicht zu lesen, sie lauten:
Aber – ich kann das jetzt nicht erkennen?

Das halte ich für ziemlich trotzig.


Meine Antwort: Da ist niemand, der es erkennen könnte! Der es angeblich erkennen – KÖNNTE-
ist ja Teil der Illusion, ja geradewegs das Zentrum der Illusion! - Erkennen kann stattfinden, ja. Es wird dabei nicht etwas erkannt, was befreit. Es wird erkannt, dass Freiheit bereits ist.

Dieser Text ist nur eine deiner Illusionen, die in deinem Traum auftaucht, um zu sagen: Hey das ist nur ein Traum!

Das, was hinter dem Traum ist, das, worin der Traum entsteht, kann niemals erreicht werden, weil es immer da ist.

Du kannst auch nie besser, erleuchteter werden, als du schon bist – du bist schon das Beste, denn keine Seele ist getrennt von der Seele der Welt. Der Herzschlag des Universums und dein Herzschlag ist ein Klang. - vollkommen lautlose Stille und doch alle Töne in sich enthaltend.

Der Zeit gehört das, was vergänglich ist, was nicht vergänglich ist, das gehört der Ewigkeit.

Obwohl zwischen beidem auch keine Trennung besteht, kann die Zeit niemals die Ewigkeit und Zeitlosigkeit umfassen, nur umgekehrt. Die Zeit braucht die Form, die Gedanken. Das, was wir sind, kann in der Form sein, braucht sie aber nicht, ist unabhängig von der Form. Das heißt in der Welt sein, aber nicht von der Welt.

Darum ist die Form ja auch nicht schlecht, aber sei frei davon.
Sei das, was hinter der Form ist, was nicht kommt, nicht geht, sei dein wahres Wesen. Werde das, was du bist. Das heißt komme zurück, ziehe die Illusion zurück in dein Herz. Das ist nicht anstrengend, kein Kampf – anstrengend ist es, der Illusion zu folgen.

Dieses Herz ist der Mittelpunkt von allem. Vollkommene Freiheit. Unbedingt. Kein hätte, müsste, sollte, kein aber, keine Ursache, keine Wirkung, sonder die Ursache der Ursache selbst und somit ihr nicht unterworfen.

Die Hindus würden hier von einer Freiheit vom Karma reden. Freiheit ist nur die Erkenntnis, dass da niemand ist, der je ein Karma gehabt hat. Solange ein scheinbarer Jemand sich gegen das scheinbare Karma wehrt, wird dieser Jemand glauben, eines zu haben.

Du musst so lange unter dem Bett nachschauen, bis du erkennst, dass da wirklich keine Gespenster lauern.


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