Sanduhr kleine Sanduhr, Materie. die
willenlos sich hingibt dem Lauf der Zeit und selbst die Zeit
erschafft, die sie verzehrt.
Je mehr wir die Zeit versuchen zu
beherrschen, desto mehr beherrscht sie uns.
Wenn wir uns auf das Spiel der Zeit
einlassen, haben wir bereits verloren.
Wir sind dann Teil von ihr geworden.
Wir spielen auf ihrem Terrain. Wir akzeptieren ihre Regeln. Wir geben
ihr die Macht über uns. Sie treibt uns, fesselt uns, zwingt uns ins
Funktionieren.
Sie ist die Leine, an der wir durch das
Labyrinth einer Welt voller Egos gezogen werden.
Mit etwas Abstand können wir sie
philosophisch betrachten – dann zeigt sie uns höhnisch unsere
eigene Vergänglichkeit auf, die Vergänglichkeit der Form. Unser
Ende. Das Leid entsteht aus der Zeit, darum sagt man, dass dem
Glücklichen keine Stunde schlägt. Aber selbst das Glück endet,
solange wir mit der Form identifiziert sind. Das Glück muss enden.
Das Glück ist der Schatten des Unglücks und umgekehrt. Dualismus.
Zeit erschafft Hoffnung. Sei frei von
Hoffnung. Hoffnung ist nur die andere Seite von Befürchtung, also
von eingebildeter Angst. Frei zu sein, heißt anzuhalten in der Zeit.
Aus der Zeit zu fallen.
Was nicht heißt, dass formen sich
nicht verändern. Was aber bedeutet hinter die Formen zu schauen.
Was liegt nicht in Zeit? Was bleibt.
Was ist frei davon.
Der Gedanke, der ohne praktischen
Nutzen mit der Zeit verbunden ist, baut die Illusion von Leid auf.
Praktischer nutzen ist, ich besorge mir Brot, um es später zu essen.
Unpraktische Gedanken beinhalten allesamt: könnte, sollte, hätte,
müsste, muss!
Aber wie wird man frei von den Ketten
der Zeit?
Die Antwort ist schockierend: Da ist
niemand, der gefangen ist. Die Illusion kann nur eine Illusion
gefangen halten.
Das ist wie in diesem Witz. Ein Mann
hat einen leeren Käfig dabei. Da fragt ihn jemand, warum er denn den
leeren Käfig ständig mit herumträgt. Er sagt, da ist ein Mungo
drin, sehen sie das denn nicht.
Aha, meint der andere, der dem Spinner
nicht direkt widersprechen will, aber warum tragen sie einen Mungo
mit sich herum?
Na gegen schlangen natürlich, der
Mungo frisst die Schlangen! - ist die Antwort.
Aber, wendet der andere ein, es gibt
hier doch keine richtigen Schlangen.
Darauf erhält er die Antwort: Das ist
ja auch kein richtiger Mungo!
Solange wir mit imaginären Mungos nach
imaginären Schlangen jagen, kann es nur eine eingebildete Freiheit
geben. Alles findet innerhalb des Traumes statt.
Da wir schon frei sind, jetzt, besteht
die Gefangenschaft aus dem Gedanken, dass wir uns befreien müssten!
Es ist dann so, wie der Kampf der Fliege gegen das Spinnennetz – je
mehr sie kämpft, umso mehr verwickelt sie sich darin.
An dieser Stelle sind die Gedanken der
Leser leicht zu lesen, sie lauten:
Aber – ich kann das jetzt nicht
erkennen?
Das halte ich für ziemlich trotzig.
Meine Antwort: Da ist niemand, der es
erkennen könnte! Der es angeblich erkennen – KÖNNTE-
ist ja Teil der Illusion, ja geradewegs
das Zentrum der Illusion! - Erkennen kann stattfinden, ja. Es wird
dabei nicht etwas erkannt, was befreit. Es wird erkannt, dass
Freiheit bereits ist.
Dieser Text ist nur eine deiner
Illusionen, die in deinem Traum auftaucht, um zu sagen: Hey das ist
nur ein Traum!
Das, was hinter dem Traum ist, das,
worin der Traum entsteht, kann niemals erreicht werden, weil es immer
da ist.
Du kannst auch nie besser,
erleuchteter werden, als du schon bist – du bist schon das Beste,
denn keine Seele ist getrennt von der Seele der Welt. Der Herzschlag
des Universums und dein Herzschlag ist ein Klang. - vollkommen
lautlose Stille und doch alle Töne in sich enthaltend.
Der Zeit gehört das, was vergänglich
ist, was nicht vergänglich ist, das gehört der Ewigkeit.
Obwohl zwischen beidem auch keine
Trennung besteht, kann die Zeit niemals die Ewigkeit und
Zeitlosigkeit umfassen, nur umgekehrt. Die Zeit braucht die Form, die
Gedanken. Das, was wir sind, kann in der Form sein, braucht sie aber
nicht, ist unabhängig von der Form. Das heißt in der Welt sein,
aber nicht von der Welt.
Darum ist die Form ja auch nicht
schlecht, aber sei frei davon.
Sei das, was hinter der Form ist, was
nicht kommt, nicht geht, sei dein wahres Wesen. Werde das, was du
bist. Das heißt komme zurück, ziehe die Illusion zurück in dein
Herz. Das ist nicht anstrengend, kein Kampf – anstrengend ist es,
der Illusion zu folgen.
Dieses Herz ist der Mittelpunkt von
allem. Vollkommene Freiheit. Unbedingt. Kein hätte, müsste,
sollte, kein aber, keine Ursache, keine Wirkung, sonder die Ursache
der Ursache selbst und somit ihr nicht unterworfen.
Die Hindus würden hier von einer
Freiheit vom Karma reden. Freiheit ist nur die Erkenntnis,
dass da niemand ist, der je ein Karma gehabt hat. Solange ein
scheinbarer Jemand sich gegen das scheinbare Karma wehrt, wird dieser
Jemand glauben, eines zu haben.
Du musst so lange unter dem Bett
nachschauen, bis du erkennst, dass da wirklich keine Gespenster
lauern.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen