Im fernen Land der Namenlosen, da ist
ein jeder so, wie der Wind ist, der, einmal losgelassen von sich
selbst, zur Reise wird, die ihr Ziel nicht kennt. Aber was lässt
sich sagen von diesem Land. Hast du es betreten, legt dir ein Engel
seinen Finger auf den Mund, damit niemand deine Worte versteht. Also
bleibt nur das herumreden.
Stelle dir vor, dass dort jede
Bewegung vom Herzen ausgeht und wieder darin endet. Stelle dir vor,
dass dort alles eine Bewegung ist, die so wie eine Welle rollt, die
es nicht eilig hat und immer zur rechten Zeit ankommt.
Es ist dort alles immer ganz weiß, mal
Schnee, mal Blüten, ja nach Jahreszeit. Es nie zu kalt oder zu warm,
es ist immer gerade recht, wie es ist. Und wenn du dort jemanden
anschaust, ist es immer so, als würdest du einem Baby in die Augen
sehen, und es ist auch so, als würde ein Engel durch einen Engel
hindurchgehen, oder als würde Gott in Gott hineinfließen.
Die Tage dort sind ein großes
Spielzimmer und man bleibt dort immer Kind. Es gibt dort keine
Regeln, da alles, was man tut, richtig ist. Niemand spürt die
Grenzen seines Körpers, jeder darf sich jederzeit ins Unendliche
ausdehnen. Es gibt dort auch keine Dinge, die nicht frisch und neu
wären, gleichsam ist aber alles vertraut.
Es gibt dort auch keine Fragen, nur
Antworten. Stellt jemand Fragen, weiß man, es ist nur ein Spiel und
nicht ernst gemeint. Weint man dort, so ist das eine Freude und die
Tränen werden zu Edelsteinen in denen hübsche Bilder tanzen.
Im Lachen schwingt eine sanfte Trauer,
die wie Liebe ist, die wie ein Duft ist und so schön, dass man
gleich vor Freude wieder weint.
Alles ist dort wie der Wind. In den
Augen der Menschen wohnt ein Sternenhimmel und ihren Worten wohnt
eine ganze Welt. Schweigen sie ist dort, ist ein endloser Frieden
gegenwärtig.
Darum gehe in dieses Land. Aber die
Landkarte, die es dir anzeigt, wirst du nicht finden. Du musst blind
gehen und bereit sein, nie mehr zurückzukehren. Du musst voll
Vertrauen sein und darfst nicht zweifeln. Du musst jetzt aufbrechen.
Morgen ist es zu spät, gestern war es zu früh.
Nein, du kannst nichts mitnehmen. Auch
den Koffer nicht, den du bei den anderen Reisen bei dir hattest.
Nein, dieses Erinnerungsstück auch nicht. Auch nicht das Buch dort,
dass dir einst Trost gegeben hat. Nichts, nichts kannst du mitnehmen.
Willst du etwas mitnehmen, kannst du die Reise vergessen. Jedes
Gepäckstück ist zu schwer.
Um mit dem Wind zu reisen, musst du
selber zum Wind werden. Und nein, Fragen stelle nicht. Gebe keine
Antworten, lass all dein Wissen hier, all dein Richtig und Falsch.
Nein, schaue nicht noch einmal in den Spiegel. Vergesse dein Gesicht.
Gehe jetzt. Schau dich nicht noch einmal um. Vergesse mich.
Vergesse mich, so schnell es geht. Wir
werden uns in dem Land treffen, wohin der Wind dich weht. Wir werden
uns treffen als Fremde, ohne eine Geschichte. Du wirst mich erkennen
und nicht wissen, wer ich bin. Du wirst mir deinen Namen sagen
wollen, jedoch die Stimme versagt dir. Dir wird klar, wir brauchen
keine Namen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen